Wie funktioniert die Tagesanleihe des Bundes?
Die Tagesanleihe der Bundesrepublik Deutschland wurde bei ihrer Einführung als Konkurrenz zum klassischen Tagesgeld gewertet. Diese Einschätzung traf in der Anfangszeit durchaus zu. Die Kombination aus Staatsanleihe und tagesgeldähnlicher Verzinsung brachte Anlegern herrlich reife Früchte, die im Zuge der Finanzkrise aber nach und nach in sich zusammenfielen. Tagesgeld und Tagesanleihe mögen sprachlich und von der Idee her sehr nah beieinander liegen. Die Details offenbaren jedoch gravierende Unterschiede.
Historie und Funktion
Die Tagesanleihe ist relativ jung. Sie wurde am 1. Juli 2008 von der Finanzagentur GmbH eingeführt. Das Prinzip baut auf einem vergleichsweise einfachen Schema: Es handelt sich um eine Anleihe, die täglich verzinst wird und jederzeit problemlos zum aktuellen Kurs verkauft werden kann. Voraussetzung, um in Tagesanleihen zu investieren, ist ein kostenloses Schuldbuchkonto bei der Deutschen Finanzagentur. Die Eröffnung erfolgt ganz einfach auf dem Postweg. Von da ab können Tagesanleihen ge- und verkauft werden, bei einer Mindestanlage von 50 Euro. Die Verzinsung erfolgt Tag für Tag basierend auf dem sogenannten Euro Overnight Index Average (EONIA), dem Zinssatz des Interbankenhandels. Abhängig vom Zinsniveau nimmt die Bundesrepublik leichte Abzüge vor. Bewegt sich der Zins für die Übernachtausleihung zwischen 2,00 und 6,00 Prozent, gilt EONIA mal 0,925. Unterhalb von 2,00 Prozent werden 15 Basispunkte abgezogen, oberhalb von 6,00 Prozent sind 45 Basispunkte.
ISIN | DE0001030070 |
Mindestanlagesumme | 50 Euro, werden bereits in einem bei der Bundesfinanzagentur verwahrten Schuldbuchkonto enthaltenen Bundeswertpapiere veräußert, können auch kleinere und Kleinstbeträge angelegt werden. |
Maximale Handelssummen | Kauf: 250.000 Euro pro Person und Bankgeschäftstag, bei Wiederanlage verkaufter Bundeswertpapiere existiert keine Begrenzung |
Verzinsung | EONIA x 0,925 Ausnahmen: fällt der EONIA unter die Marke von 2,00 Prozent oder notiert er über der Marke von 6,00 Prozent, dann gilt als Verzinsung EONIA minus 0,15 Prozent bzw. EONIA minus 0,45 Prozent. Fällt der EONIA auf 0,15 Prozent oder noch tiefer, beträgt die Verzinsung 0 Prozent. |
Laufzeit | unbefristet |
Verwahrung | In einem bei der Bundesfinanzagentur geführten Schuldbuchkonto |
Kauf | mittels Überweisung. Der Kauf erfolgt dabei zum Tagespreis am Tag des Geldeinganges bei der Bundesfinanzagentur. Die Bankverbindung für den Erwerb lautet: Deutsche Bundesbank Frankfurt Bankleitzahl 504 000 00 Kontonummer 50 401 010 |
Quelle: Bundesfinanzagentur |
Tagesanleihe versus Tagesgeld: Zinsen
Der Vorteil der Tagesanleihe gegenüber dem Tagesgeldkonto besteht vor allem darin, dass Marktentwicklungen nicht verzögert, sondern direkt weitergegeben werden. Steigen die Zinsen, profitieren Anleger sofort davon und müssen nicht erst warten, bis der Tagesgeldanbieter nachzieht – was teils mehrere Wochen dauern kann. Auf der anderen Seite bekommen Sparer auch schwächelnde Märkte sofort zu spüren, während Banken sich auch in dieser Hinsicht etwas mehr Zeit lassen, um ihren Kunden möglichst dauerhaft gute Konditionen einräumen zu können.
Renditechancen
Rein theoretisch stellt auch die tatsächlich tägliche Verzinsung des Guthabens auf dem Schuldbuchkonto einen Vorteil dar. Reines Tagesgeld wird bestenfalls monatlich verzinst, häufig auch nur jährlich. Solange beide Produkte ein weitgehend gleiches Zinsniveau aufweisen, liegt die Tagesanleihe ganz klar vorne. Sollten sich aber merkliche Unterschiede zugunsten von Tagesgeld ergeben, fahren Sparer mit einem Tagesgeldkonto besser. Blickt man auf die Entwicklung der Tagesanleihe, zeigt sich relativ schnell, dass der Hype sich innerhalb kürzester Zeit verflüchtigt hat. Seit Einführung hat die Tagesanleihe eine Rendite von durchschnittlich 1,06 Prozent p.a. gebracht. Tagesgeld liegt deutlich darüber.
Sicherheit
In punkto Sicherheit sind Tagesgeld und Tagesanleihe gleichauf. Sowohl der Bund als auch die meisten Banken bieten ihren Kunden eine 100-prozentige Garantie. Selbst, wenn ein Tagesgeldanbieter nur der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt, sind es immerhin 50.000 Euro respektive 100.000 Euro ab 2011. Ansonsten bewegen sich die Sicherungsgrenzen im Millionenbereich bis hin zum unbegrenzten Schutz des Kapitals. Diesbezüglich müssen sich Anleger also keine oder nur kaum Gedanken machen. Ausschlaggebend sollte die Rendite sein. Hier gilt es dann, den passenden Zeitpunkt abzuwarten, damit eine Tagesanleihe ihre ganze Stärke ausspielen kann.
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