Die Zinsen für sichere Spareinlagen sind niedrig – und die Zahl der Sparer ist groß, die eine jahrelange Dauer der aktuellen Niedrigzinsphase erwartet. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Fidelity Worldwide Investment durchgeführt hat. Die Sparer hierzulande scheinen inzwischen ernüchtert zu sein angesichts der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die sich vor allem für Sparer sehr negativ auswirkt.
So gehen 52 Prozent der von YouGov Befragten Anleger davon aus, dass die Phase der Niedrigzinsen noch mindestens drei Jahre anhalten wird. Die Hälfte davon, und damit immerhin mit 26 Prozent mehr als ein Viertel der Umfrageteilnehmer geht sogar von einem Anhalten der Niedrigzinsphase von mindestens fünf Jahren aus.
Dies zeigt ein ganz anderes Bild als das, was derzeit immer wieder in Medienberichten beschrieben wird: dass die gegenwärtigen Phase der niedrigen Sparzinsen an den Anlegern vorbeigeht und sie trotzdem weiter ihr Geld in Niedrigzinsanlagen stecken. Natürlich ist dies auf der einen Seite nicht unbedingt eine falsche Aussage, auf der anderen Seite dürfte es kaum zutreffen, dass sich die meisten Sparer keine Gedanken machen.
Wir die Fidelity Worldwide Investment-Umfrage zeigt, hat mit 16 Prozent ein nicht unwesentlicher Teil der Sparer seine Konsequenzen gezogen und die eigene Anlagestrategie geändert hat. Umgeschichtet wurde dabei vor allem in Aktien und Anleihen, während ebenfalls 16 Prozent der Befragten angaben, sie hätten nichts getan, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. 8 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben indes an, sie haben sich vorgenommen, Anpassungen vorzunehmen. Der mit 50 Prozent jedoch größte Anteil gab eines an: dass sie aktuell gar nicht anlegen.
Und dies ist es, was vor allem aufzeigt, wie sehr die aktuelle Niedrigzinsphase die Anleger durchaus beschäftigt – und das Umfrageergebnis geht hier auch konform mit dem gegenwärtigen Trend der sinkenden Sparneigung in Deutschland. Während der niedrige Leitzins die Kreditzinsen nach unten gedrückt hat, und dadurch zugleich auch der Konsum auf Pump auch hierzulande zugenommen hat, sehen immer mehr Verbraucher keinen Sinn im Sparen. Und geben ihr Geld deshalb lieber aus, was natürlich auch einen positiven Effekt hat: das Geld bleibt nicht bei den Banken liegen, sondern wird in den Wirtschaftskreislauf eingebracht, wodurch die Konjunktur gestärkt wird.
Der Leiter des Privatanlegergeschäfts bei Fidelity Worldwide Investment, Andreas Feiden, findet indes klare Worte für das Umfrage-Ergebnis: "Einem großen Teil der deutschen Privatanleger ist durchaus bewusst, dass sie mit ihren lieb gewonnenen Sparformen wie dem Sparbuch oder Bundesanleihen in den kommenden Jahren nicht in der Lage sein werden, ihr Vermögen vor Verlusten durch Inflation zu schützen. Dennoch ziehen sie noch viel zu selten die richtigen Schlüsse. Nur ein kleiner Teil der deutschen Privatanleger hat sich bislang dazu entschieden, das eigene Portfolio umzuschichten und auf Anlagen wie Aktien oder Unternehmensanleihen (so genannte Mittelstandsanleihen) zu setzen. Hier bleibt für die Anleger noch einiges zu tun. Die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Teil der Anleger nicht weiß, was er tun soll, zeigt dabei, wie wichtig eine gute Finanzberatung für viele Sparer ist".
Autorin: Christel Weiher