Ukraine-Krise: Treffen die Sanktionen deutsche Sparer?

Die Situation in der Ukraine eskaliert und russische Truppen marschieren ein. Wie zu erwarten, reagieren die westlichen Staaten auf den Kriegsbeginn durch Russland zunächst mit Sanktionen. Diese richten sich vielfach gegen Banken und deren Zugang zu den Finanzmärkten. Entsprechend stellt sich speziell in Deutschland und Österreich die Frage, wie es um all jene Ersparnisse gestellt ist, die Kunden bei Banken angelegt haben, deren Muttergesellschaften in russischer Hand liegen – z. B. die Sberbank Direct bzw. Sberbank Europe AG oder die VTB Bank (Europe) SE.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Anlagen bei Direktbank-Töchtern von russischen Banken in Deutschland und Österreich derzeit nicht von Sanktionen betroffen
  • Sberbank warnt vor Fehlinformationen
  • Bigbank im Baltikum sieht momentan keine größere Gefährdung

Sberbank erklärt, sie sei vorbereitet

Bei der Sberbank wird durch die Pressestelle auf ein Statement der Sberbank Russia (in russischer Sprache) verwiesen. Das Finanzinstitut erklärt darin, dass alle Systeme derzeit wie gewohnt funktionieren und Kunden „uneingeschränkten Zugang zu ihren Geldern und Dienstleistungen“ haben. „Wir sind auf jede Entwicklung der Situation vorbereitet und haben Szenarien ausgearbeitet, um den Schutz der Gelder, Vermögenswerte und Interessen unserer Kunden zu gewährleisten sowie den regulären Betrieb all unserer Funktionen sicherzustellen“, so die Formulierung. Im Nachsatz erklärt die Sberbank, dass dringend dazu geraten wird, nur offiziellen Informationsquellen zu glauben, wenn es um Änderungen geht.

Eine Antwort auf eine Nachfrage bei der VTB Bank steht noch aus.

Deutsche sparen häufig im Baltikum

Aber nicht nur Sparer mit Anlagen bei Banken mit russischem Hintergrund machen sich momentan Sorgen. Auch in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen legen die Deutschen gerne ihr Geld an. Was passiert, wenn das Baltikum in den Konflikt hineingezogen wird?

Die Bigbank z. B. beruhigt Kunden auf Anfrage. In einem Schreiben, welches Tagesgeld.info vorliegt, heißt es: „Es gibt keinen Grund, sich um Estland und [die] Bigbank mehr Sorgen zu machen als um andere europäische Länder und Banken. Estland ist Mitglied in der NATO und der EU und besitzt mit dem Euro eine starke Währung, auch die Regularien und Vorschriften sind so streng wie in anderen EU-Ländern.“

Eine große Abhängigkeit gebe es weder von der Ukraine noch von Russland, da die Bank dort nicht tätig sei. Es wird darüber hinaus auf die gesetzliche Einlagensicherung verwiesen. Bezugnehmend auf potenzielle Sanktionen sieht sich die Bigbank wenig betroffen. Größere Banken in Europa mit mehr wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland dürften mehr Schwierigkeiten haben.

Hintergrund: Das Gesamtvermögen der estnische Bigbank erreichte im dritten Quartal 2021 eine Höhe von ca. 1,019 Milliarden Euro. Der Anteil des in Deutschland beliebten Tagesgelds an den 789,9 Millionen Euro Kundeneinlagen der Bigbank erreichte zum Quartalsende 37,7 Prozent.