Inflation entwertet Sparguthaben – Inflationsanleihen als Ausweg?

Die Europäische Zentralbank (EZB) bekräftigt in diesen Tagen ihr Vorhaben, das Programm zum Ankauf von Staatsanleihen europäischer Schuldenstaaten fortzusetzen – und zwar in unbegrenzter Höhe. Diese geldpolitische Maßnahme der quantitativen Lockerung ist gepaart mit dem seit Monaten extrem niedrigen Zinsniveau eine reale Gefahr für die Preisniveaustabilität. EZB-Präsident Mario Draghi wird zwar nicht müde, dies zu dementieren. Die Geldpolitik der EZB würde keinesfalls zu Inflation führen, sondern sei vereinbar mit den geldpolitischen Zielen der Zentralbank, lässt er immer wieder verlauten. Andere Experten wie Bundesbankchef Jens Weidmann haben in den letzten Monaten vermehrt andere Ansichten von sich gegeben.

Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz widersprach Weidmann indirekt in dieser Woche: "Inflation ist das Trauma der Deutschen", sagte er in einem Interview für die Zeitung Euro am Sonntag. Man solle allerdings beachten, dass man nur von ein paar Prozentpunkten Inflation spreche und keineswegs von einer Hyperinflation, die die Deutschen aufgrund der Historie so fürchten.

Viele Anleger stehen angesichts der aktuellen Entwicklungen vor einem Dilemma: Sie sehen sich Inflationsraten von derzeit etwa 2,0 Prozent im Euroraum gegenüber und gehen davon aus, dass die Teuerungsrate in Zukunft weiter steigt. Das Zinsniveau ist seit Monaten äußerst niedrig. Auf Tagesgeldkonten gibt es kaum noch mehr als 2 Prozent Zinsen p.a. Damit liegt die Verzinsung deutlich unterhalb der Inflationsrate, was einen realen Kaufkraftverlust bedeutet. Die Sparguthaben vieler Anleger werden derzeit durch die Inflation real entwertet.

Angesichts dieses Faktums wenden sich viele Privatanleger Zertifikatprodukten zu, die einen Inflationsschutz versprechen. Die Zertifikatebranche bietet Inflationsanleihen an, die meist für die ersten zwölf Monate einen fixen Kupon von beispielsweise 2,5 Prozent bezahlen. Anschließend orientiert sich der Kupon an der Entwicklung des Verbraucherpreisindexes. Meist kann mit den Inflationsanleihen demnach die Inflation so gerade ausgeglichen werden. Eine reale Rendite wird mit diesen Produkten hingegen allerdings nicht erzielt. Rechnet man genau nach und berücksichtigt auch noch etwaige Ausgabeaufschläge kann die Rendite sogar negativ sein. Zudem liegt das Emittentenrisiko bei den Kunden.

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