Kapitalflucht aus Griechenland: Sparer flüchten nach Deutschland

Viele deutsche Großbanken freuen sich derzeit über steigende Kundeneinlagen und damit niedrige Refinanzierungskosten. Dies liegt vor allem daran, dass viele Sparer ihr Kapital aus den kriselnden europäischen Staaten flüchten und es in Deutschland anlegen. Deutschland und die deutschen Banken gelten bei vielen Sparern als sicher und stabil. Was für die deutschen Finanzinstitute und auch die gesamte deutsche Volkswirtschaft grundsätzlich eine positive Entwicklung ist, ist für Griechenland, aus dem dieses Kapital zum größten Teil stammt, mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Pro Tag sinken die Einlagen bei den griechischen Geldinstituten um 500 Millionen Euro. Geld, was die Griechen aus Angst vor einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone in Sicherheit bringen. Diese Volumina sind nicht mehr langfristig zu verkraften. Bis zum Juni würden die griechischen Finanzinstitute, hält diese Entwicklung weiter an, mehr als 5 Milliarden Euro verlieren.

Insbesondere die politische Situation in Griechenland selbst befeuert die Angst vieler griechischer Sparer. Derzeit besteht keine handlungsfähige Regierung – diese soll im besten Fall am 17. Juni gewählt werden. Möglicherweise könnte dieser Wahlgang nicht nur über die Machtverhältnisse im Innern entscheiden, sondern weitergehend auch die Frage, ob Griechenland nun aus dem Euro austritt oder nicht. Auch für Deutschland ist dies eine wichtige Entscheidung: Tritt Griechenland aus dem Euro aus, könnte die Top-Bonität Deutschlands aufgrund der indirekten Konsequenzen gefährdet sein. Die Meinungen im griechischen Volk sind darüber geteilt. Ein Großteil der griechischen Bevölkerung wehrt sich aktuell heftig gegen die harten Sparmaßnahmen, die mit den Hilfen aus dem europäischen Rettungsfonds verbunden sind. Auch die Hilfen für Spanien, die ohne diese Konsolidierungsmaßnahmen und starken Einsparungen verbunden sind, befeuert den Frust der Griechen weiter.

Bevor diese grundsätzlichen Fragen und Schwierigkeiten nicht geklärt sind, wird die Kapitalflucht aus Griechenland wohl weiter anhalten. Obwohl mehr als 80 Milliarden Euro bereits jetzt abgeflossen sind, kann nicht von einem klassischen Bank-Run gesprochen werden. Bei diesem bilden sich in der Regel lange Warteschlangen vor den Instituten und die Banken selbst geraten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, da sie nicht so schnell die Liquidität bereitstellen können, wie sie eingefordert wird.

Bildmaterial: © Giordano Aita – Fotolia.com

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