Griechenland ist nicht mehr zahlungsfähig. Als erstes Industrieland der Welt überhaupt wird das Land dem Internationalen Währungsfonds eine Kreditrate schuldig bleiben. In Griechenland selbst sieht die Lage dramatisch aus.
Das Abheben von Bargeld an Bankautomaten wurde auf nur noch 60 Euro am Tag festgelegt. Mittwoch bis Freitag sollen die griechischen Banken für Rentner, die keine Bankkarte oder Kreditkarte haben, geöffnet werden. Die Rentner dürfen dann einen Barbetrag von 120 Euro abheben.
In Griechenland wird die Lage, aller Voraussicht nach immer schlimmer werden. Doch wie sieht es mit Deutschland und dem Rest der Welt aus, wenn es zu einem Grexit kommen sollte? Ist das Geld der Sparer dann in Gefahr? Wie werden die Finanzmärkte auf die Situation in Griechenland reagieren?
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, hat dazu ganz aktuell der Passauer Neuen Presse ein Interview gegeben, unter dem Titel
„Kein Grund zur Sorge für deutsche Sparer“.
Keine größeren Verwerfungen auf den Finanzmärkten?
Kemmer rechnet nicht damit, dass es zu größeren Verwerfungen auf den Finanzmärkten kommen wird. Der Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands des BdB
in der Passauer Neuen Presse:
„Die Aktienmärkte sind am Montag lediglich auf das Niveau von Anfang letzter Woche zurückgefallen. Kursgewinne, die sich in der Hoffnung auf einen positiven Ausgang aufgebaut hatten, sind nun wieder verloren.“ Damit hat sich das Niveau der Märkte wieder reguliert, eine wirkliche Verwerfung sieht Kemmer hier, im Moment verständlicherweise, nicht.
Deutsche Banken und Sparer kaum betroffen?
Doch wie sieht es mit den Risiken aus, welche es nun möglicherweise für die Bankeinlagen der deutscher Sparer und die deutschen Banken gibt? Ein Staatspleite und der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone würde gravierende Folgen für die Gläubiger des Landes haben.
Kemmer ist der Ansicht, laut seines oben genannten Interviews in der Passauer Neuen Presse, dass die Spareinlagen der Sparer in Deutschland sicher sind und „kein Grund zur Sorge“ besteht.
Der Grund hierfür: Das längst nur noch mäßige Engagement der deutschen Banken im hoch verschuldeten Griechenland. Den Angaben des Bankenverbands-Vorsitzenden nach handelt es sich um eine Summe von
„weniger als vier Milliarden Euro“. Der Großteil der Forderungen richtet sich dabei nicht einmal mehr gegen griechischen Banken oder sind Anlagen in Staatsanleihen des Landes, sondern sind gegenüber griechischen Unternehmen vorhanden.
Bereits in den vergangenen Jahren hatten die deutschen Banken einen großen Teil ihrer Forderungen an Griechenland abgeschrieben, unter anderem als es zum großen Schuldenschnitt gekommen war. Damit bereiteten sich die Banken in Deutschland schon früh auf eine mögliche Pleite des Landes vor.
Doch nach wie vor bleiben viele Fragen offen
Aber hier wird nun eine sehr wichtige Frage zu stellen sein, die unbedingt gestellt werden sollte, welche aber nicht in das Interview einfloss bzw. einfach ungefragt blieb: Wer hat dann bitte in den vergangenen Monaten immer wieder fleißig Geld in griechische Staatsanleihen gesteckt? Wenn die deutschen Banken nicht dazu gehören, müssen es Banken und Großinvestoren aus einem anderen Land gewesen sein. Gleich ganz auszuschließen, dass das Geld der deutschen Sparer nicht in Gefahr ist, dürfte damit zu weit hergeholt sein. Ist doch noch gar nicht wirklich absehbar, welche Folgen und Verwerfungen auf den Finanzmärkten ein Grexit wirklich haben würde.
Das Interview mit Kemmer scheint hier nur der Beruhigung zu dienen, kritische Fragen aber ausgeschlossen zu sein. Schade, es hätte ein klares Statement werden können. Aber hier hat die Passauer Neue Presse wohl die Möglichkeit zu einem großen Interview verschlafen.
In die Zukunft kann niemand schauen
Nun ist es sicherlich nach wie vor schwer, die möglichen Folgen eines Grexit vorherzusagen. Es kann alles passieren, von der globalen Finanzkrise bis hin zu nur kleinen Verwerfungen auf den Finanzmärkten. Derzeit ist die künftige Lage sehr schwer einzuschätzen und künftige Folgen kaum abschätzbar. Ein Grexit würde Folgen für den Euro als Währung und für die Euro-Zone als Währungsunion mit sich bringen. Dies ist nicht von der Hand zu weisen. Aber auch hier kann derzeit wenig über die Zukunft ausgesagt werden, eine Glaskugel hat hier nach wie vor keiner parat.
In der Krise liegt die Chance
Doch Kemmer sieht, wie auch wir,
„in dieser Krise eine Chance“. Denn, so der Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher Banken in der Passauer Neuen Presse:
„Es wird deutlich, dass es keine Währungsunion ohne das Einhalten fester Regeln gibt“.
Damit könnte die Gemeinschaftswährung nach einem Grexit unserer Ansicht nach zu einer neuen Stabilität finden. Weil ein Mitglied der Währungsunion, das
„dauerhaft gegen die Regeln und Grundprinzipen der Währungsunion verstößt“, so Kemmer im Interview – dann endlich raus ist aus der Euro-Zone.
Ein Euro-Austritt Griechenlands hätte damit Vorteile und wäre eine Chance für die Währungsunion. Aber es könnte, und das ist nun mal so schwer vorherzusagen, alles ganz anders werden, und nach dem Grexit der große Währungsknall kommen. Die Folge wäre im schlimmsten Fall eine weltweite Finanzkrise.