Erste Prognosen – die Zinsentwicklung 2024

Kugeln, mit denen sich die Entwicklung der Zinsen vorhersagen lassen, bestehen leider nach wie vor aus Milchglas. Man erkennt zwar Schemen und kann daraus gewisse Trends ableiten. Letztlich sind es aber zu viele Unwägbarkeiten und Fragezeichen. Das gilt auch für das Jahr 2024. Gleichwohl liegen erste Prognosen vor. Und die gehen bei den kurzfristigen Zinsen, die für Tagesgeld relevant sind, von einem Rückgang ab der Jahresmitte aus.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Langfristige Entwicklung der Zinsen ist momentan ungewiss.
  • Zinstreiber Inflation wird wohl weiterhin hoch bleiben.
  • Ob und wann die Leitzinsen gesenkt werden, ist unklar.

Inflation wird weiterhin befeuert

Dass der Zins-Zenit überschritten ist, war schon Ende vorigen Jahres zu hören und zu lesen. Die seinerzeit kommunizierten Zinssenkungen hält Fabien de la Gastine, Head of Interest Rates bei La Française Asset Management, jedoch für übertrieben. Die Inflation, gerade im Euroraum, werde nach wie vor befeuert. Dafür seien einerseits die steigenden Löhne, andererseits der Wegfall von Vergünstigungen wie etwa die Rücknahme von Mehrwertsteuersenkungen verantwortlich.

Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.

Quellen:

EZB wartet Lohnverhandlungen ab

Deshalb werde unter anderem der Ausgang der Lohnverhandlungen maßgeblich dafür sein, wann und in welcher Höhe die Europäische Zentralbank (EZB) an der Zinsschraube dreht, so Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. Dass die Zinsen sinken werden, daran haben die Experten keine Zweifel. Denn, betont Gerlinger: Der Zinsgipfel sei wohl erreicht. Während die Fed für die USA bereits die Zinswende ausgerufen habe, harre die EZB noch ein wenig aus.

Euroraum: minus 35 Basispunkte

Deshalb ist sich Moventum auch sicher, dass die Fed ab April den ersten Schritt wagt. Gerechnet wird mit bis zu vier Zinssenkungen um 100 Basispunkte ab April 2024. Die EZB werde zwei Monate später folgen und bis Jahresende voraussichtlich um 75 Basispunkte zurückrudern.

Zeitpunkt der Zinssenkungen bliebt ungewiss

Dass die Leitzinsen sinken werden, davon ist auch Fabien de la Gastine überzeugt. Der Grund: Die Desinflation habe genügend Fortschritte gemacht. Ein Zeitfenster oder gar Zahlen nennt er hingegen nicht. Man bleibe bei den kurzfristigen Zinsen während der ersten Monate des Jahres 2024 vorsichtig. Denn es bestehe nach wie vor die Gefahr, dass die Zentralbanken die Zinssenkungen hinauszögerten.

Bedienhinweis: Einzelne Datenreihen lassen sich durch Klick auf die betreffende Überschrift aus- und wieder einblenden.

Quellen:

Längere Laufzeiten werden attraktiver

Viel Bewegung sei, erklärt Moventum, auch am langen Ende – den langfristigen Zinsen. Diese Volatilität basiere auf der Sorge über die geplanten Zinsschritte in den USA. Noch bleibe es aber bei einer inversen Zinskurve (höhere Zinsen bei kurzen Laufzeiten im Vergleich zu längeren Anlagezeiträumen), sodass kürzere Laufzeiten vorerst interessanter seien. Aber: Aufgrund der anstehenden Zinssenkungen durch die Notenbanken drohten Renditerückgänge und würden Laufzeiten bis zwei Jahre wieder interessant. Moventum und Française selbst setzen bei ihren Strategien auf fünfjährige Laufzeiten.