EZB-Notenbankkonferenz: Schlechte Nachrichten für Sparer

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Geldpolitik wieder lockern. Das geht aus Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi bei der jährlichen Notenbankkonferenz hervor. Sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht verbessern und die Inflation im Euroraum nicht anziehen, werde eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik erforderlich sein, sagte Draghi. Für Sparer sind das keine guten Neuigkeiten.

EZB will alle Instrumente nutzen

Ende 2018 waren deutsche Sparer noch voller Hoffnung. Das Anleihekaufprogramm der EZB lief im Dezember endgültig aus, nachdem es in den Jahren zuvor mehrmals verlängert worden war. Die Wirtschaft wuchs. Es sah nach einem Ende der lockeren Geldpolitik aus. Eine Erhöhung des Europäischen Leitzinses schien zum Greifen nahe.

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Nun klingen die Töne aus der EZB wieder anders. „Wir werden alle Flexibilität innerhalb unseres Mandats nutzen, um unseren Auftrag zu erfüllen“, sagte Draghi. „In den kommenden Wochen wird der EZB-Rat überlegen, wie unsere Instrumente entsprechend der Schwere des Risikos für die Preisstabilität angepasst werden können.“ Bereits zwei Wochen zuvor hatte er verlauten lassen: „Wir sind weit entfernt von einer Normalisierung der Geldpolitik, weil die Welt weit entfernt von einer Normalisierung ist.“[1]

Sinkt der Leitzins unter 0,0 Prozent?

Dass die EZB ihre Politik nun wieder lockern könnte, liegt an der schwächelnden Wirtschaft und der zu niedrigen Inflation. Für 2019 prognostiziert die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von 1,3 Prozent. Ziel der Notenbank sind aber knapp 2 Prozent.[2] Um die Wirtschaft anzukurbeln, wurden langfristige Kredite an Geschäftsbanken (TLTRO) neu aufgelegt.

Auch auf Sparer haben diese Entwicklungen Auswirkungen. Bestanden nach Auslaufen des Anleiheprogramms Hoffnungen, der Europäische Leitzins könnte noch 2019 erhöht werden, steht inzwischen fest: Vor Mitte 2020 wird es keine Zinserhöhung geben. Entwickelt sich die Wirtschaft weiterhin nicht nach Wunsch der EZB, könnte auch dieses Datum erneut nach hinten verschoben werden. Doch es kommt noch ärger: Nach der Notenbankkonferenz am Dienstag wird an den Kapitalmärkten spekuliert, ob der Leitzins sogar unter 0,0 Prozent gesenkt werden könnte. Zwar gehen die Akteure nur von einem Minnus von 0,1 Prozent aus.[3] Auch höhere Zinssenkungen lassen sich allerdings nicht ausschließen.

Weiterführende Links

[1] Finanzen.net – EZB-Chef Draghi bekräftigt Bereitschaft zu neuen Zinssenkungen

[2] Welt – Draghi: EZB bereit zu weiterer Lockerung ihrer Geldpolitik

[3] Finanzszene.de – Newsletter