Die EZB steht vor einem Problem. Das Anleihekaufprogramm, welches die Wirtschaft befeuern sollte, wurde Ende letzten Jahres eingestellt. Prompt läuft es jedoch nicht mehr rund in der europäischen Wirtschaft. Um die Kreditvergabe anzuregen, erwägt sie darum einen umstrittenen Schritt: Langfristige Kredite an Geschäftsbanken könnten neu aufgelegt werden.
Was steht hinter TLTRO?
Langfristige Kredite an Geschäftsbanken werden auch Targeted Longer-Term Refinancing Operation (TLTRO) genannt. Sie laufen mehrere Jahre und sollen die Kreditvergabe anregen und so das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
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Aktuell läuft das Programm TLTRO II. Geschäftsbanken erhalten die Finanzspitzen, ohne Zinsen zahlen zu müssen. Können sie belegen, dass sie dadurch selbst mehr Kredite vergeben, erhalten sie eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent.
TLTRO II startete 2016. Es gab vier Kreditgeschäfte mit unterschiedlichen Volumen. Das größte hatte ein Volumen von 399 Milliarden Euro. Derzeit steht noch ein Volumen von rund 720 Milliarden Euro aus. [1]
Zielt ein neues Programm auf italienische Banken?
Eine Neuauflage des Programms ist nun Thema, da TLTRO II 2020 ausläuft. Sobald die Restlaufzeit weniger als ein Jahr beträgt, werden die Kredite nicht mehr als Liquiditätspuffer anerkannt. Andere Finanzmittel würden nötig.
Das könnte in der aktuellen Schwächephase der europäischen Wirtschaft zum Problem werden. Allerdings gibt es auch Kritik. Die bisherigen Kredite wurden vor allen Dingen von italienischen Banken beansprucht. Von den 720 Milliarden Euro entfielen rund 239 Milliarden auf Italien, gefolgt von Spanien mit 167 Milliarden Euro. Nur 90 Milliarden Euro gingen an Deutschland. Skeptiker könnten eine Neuauflage als gezielte Hilfe für italienische Banken betrachten. [2]
Bisher keine konkreten Pläne der EZB
Ob die Neuauflage der TLTRO kommt, dazu hat sich die EZB bisher nicht konkret geäußert. Im Rat der EZB hieß es lediglich: „Perspektivisch sollte auf den Ausblick für die Liquiditätsbedingungen im Bankensektor geachtet werden, da sich die Fälligkeit ausstehender TLTRO nähert, was zu Klippeneffekten führen könnte.“ [3] Vorbereitungen für eine mögliche Neuauflage laufen indes seit Januar.
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat sich bereits für eine Neuauflage ausgesprochen, weil er einen Rückgang der Kreditvergabe befürchtet. Die Ratingagentur Moody’s hat zudem ein Statement veröffentlicht, in dem Colin Ellis, Managing Director von Moody’s, sagt: „Wir halten neue Maßnahmen ähnlich TLTRO für wahrscheinlich, da sich das Wirtschaftswachstum in Europa und weltweit abschwächt […]“ [4] Und zuletzt spricht auch die Tatsache für ein weiteres Programm, dass der EZB kaum andere Maßnahmen für Eingriffe bleiben.
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Weiterführende Links
[1] Tiroler Tageszeitung – Stichwort TLTRO
[2] Handelsblatt – Der EZB gehen die Mittel aus
[3] Finanztreff – EZB analysierte im Januar schon TLTRO-Optionen
[4] Moody’s – ECB likely to renew TLTRO funding program (englisch)