Ratssitzung: EZB hebt den Leitzins nicht an

Keine Überraschungen bei der Europäischen Zentralbank (EZB): Die vorletzte Ratssitzung 2023 kam erwartungsgemäß zum Ergebnis, die Leitzinsen der Eurozone auf dem derzeitigen Stand zu belassen. Entsprechend bleibt der Leitzins bei 4,50 Prozent p. a. und der Einlagenzins steht weiterhin bei 4,00 Prozent. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität liegt bei 4,75 Prozent. Ob der Zins-Peak damit erreicht ist oder weitere Zinssteigerungen 2024 folgen, darüber sind sich die Experten nicht einig.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB belässt den Leitzins auf 4,50 Prozent
  • Zinserhöhung wurde nicht erwartet
  • Letzte Ratssitzung der EZB findet am 14. Dezember 2023 statt

EZB lässt Leitzins stabil

Zehn Mal in Folge stieg der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) zuletzt. Für dieses Jahr dürften die Zinserhöhungen damit aber zu Ende sein. Laut den Ergebnissen einer Umfrage von Bloomberg sehen die befragten Volkswirte keine weiteren Zinserhöhungen voraus – allerdings auch keine sinkenden Leitzinsen. Stattdessen dürften die Zinssätze für eine Weile auf hohem Niveau verharren, trotz der Risiken für die Konjunktur.

Grund für diese Annahme ist die Entwicklung der Inflationsrate im Euroraum. Im August lag die korrigierte Inflation bei 5,2 Prozent (Eurostat) und im September 2023 bei 4,3 Prozent. Die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) fiel auf 4,5 Prozent. Die Richtung stimmt – was auch die Einschätzung der EZB bestätigt. „Es wird nach wie vor erwartet, dass die Inflation zu lange zu hoch sein wird, und der binnenwirtschaftliche Preisdruck bleibt hoch. Zugleich ist die Inflation im September merklich zurückgegangen, auch aufgrund starker Basiseffekte, und die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation sind weiter rückläufig“, so im Beschluss nachlesbar.

Generell ist der Wert indes zu hoch, um die Zinsen zu senken. Einige Auswirkungen sind zudem eher rechnerischer als praktischer Natur. Preisanstiege bei Lebensmitteln sind vielerorts nicht beendet und verschiedene Krisen befeuern vor allem die Energiepreise.

Die Bestände aus dem Anleihekaufprogramm (APP) sinken laut EZB „in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo“. Die Tilgungsbeträge der Papiere aus dem Pandemie-Notfallankaufprogramm werden mindestens bis Ende 2024 bei Fälligkeit wieder angelegt.

Kritische Stimmen vorab

Bereits im Vorfeld der Entscheidung gab es Stimmen, die einen weiteren Anstieg als Fehler deklarierten. So erklärte Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, im Handelsblatt, dass eine „erneute Zinserhöhung eine große Überraschung und angesichts der wirtschaftlichen Schwäche meiner Meinung nach auch eine Fehlentscheidung [wäre].“ Er erwarte, dass der Effekt der hohen Zinsen sich komplett erst 2024 zeigen werde. Für Unternehmen könnten die Auswirkungen unangenehm sein.

Christine Lagarde betonte in den vergangenen Monaten mehrfach, dass die Zentralbank ihre Zinsen so lange im restriktiven Bereich halten werde, bis sich die Teuerungsrate dem Ziel von 2,00 Prozent annähere. Das deutet auf einen längeren Zeitraum hin.

Die letzte Ratssitzung der EZB in diesem Jahr findet am 14. Dezember statt.

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