Leitzinsen: Zentralbank bleibt im Abwarten-Modus

Auch nach der zweiten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr bleiben die Leitzinsen stabil. Zwar lag die Inflationsrate der Eurozone im Januar 2024 „nur“ bei 2,8 Prozent (und Eurostat gab in einer Schnellschätzung für Februar sogar nur 2,6 Prozent an), jedoch reichte dies für die EZB offensichtlich noch nicht aus, bereits Zinsanpassungen vorzunehmen. Der Leitzins verharrt entsprechend bei 4,50 Prozent, während der Einlagenzins bei 4,00 Prozent verbleibt (Einlagefazilität). Der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität wird weiterhin mit 4,75 Prozent angegeben. Zinssenkungen im laufenden Jahr gelten indes als sicher.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Ergebnisse der 2. Ratsitzung der EZB im Jahr 2024
  • Keine Änderungen der Leitzinsen
  • Lohnwachstum im Fokus der Entscheidungen

Lohnwachstum im Blick

Abwarten und kein Risiko eingehen – nach diesem Motto scheint die europäische Zentralbank derzeit zu agieren. Es überraschte deshalb kaum jemanden, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde am 7. März 2024 keine eiligen Anpassungen des Leitzinses verkündete. Stattdessen steht der Zinssatz stabil bei 4,50 Prozent. Mit Blick auf die jüngsten Inflationszahlen bzw. in Hinblick auf die Konjunkturentwicklung im Euroraum gäbe es wohl genügend Argumente für eine Zinssenkung. Das Zögern der EZB lässt sich indes ebenfalls erklären: Die Experten der Zentralbank betrachten insbesondere das Lohnwachstum in Europa und sahen hier zuletzt hohe Steigerungen von 4,50 Prozent (4. Quartal 2023). Wie auch das Handelsblatt erwähnte „zu hoch“, um schnelle Zinssenkungen durchzuführen. Experten warten gespannt auf die ersten Lohnwachstumszahlen für 2024.

In der aktuellen Erklärung der EZB gab jene bekannt, dass die eigenen Fachleute die Inflationsprognosen nach unten korrigiert haben. Die Experten erwarten nun eine Inflation von im Durchschnitt 2,30 Prozent für 2024, 2,00 Prozent für 2025 und 1,90 Prozent für 2026. Die Projektionen für die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel sanken ebenfalls und zwar auf einen Durchschnitt von 2,60 Prozent für 2024, 2,10 Prozent für 2025 und 2,00 Prozent für 2026.

Bezüglich der Anleihenkaufprogramme gab es keine besonderen Informationen. Die APP-Bestände verringerten sich in einen „maßvollen und vorhersehbaren Tempo“. Laut eigner Aussage beabsichtigt die EZB, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere in der ersten Jahreshälfte 2024 weiterhin bei Fälligkeit vollumfänglich wieder anzulegen. Darüber hinaus soll das PEPP-Portfolio in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro reduziert werden.

Wann senkt die EZB die Zinsen

Die Frage lautet nun: Wann und in wie vielen Schritten senkt die EZB die Leitzinsen? Hier sind die Erwartungen sehr unterschiedlich. Einige Volkswirte halten Zinssenkungen bereits im Frühjahr für möglich, andere sehen keine Anpassungen vor dem Sommer. Sicher ist lediglich, dass die EZB keinen konkreten Zeitplan vorhält. Wie gewohnt verwies die Zentralbank nach der Ratssitzung auf ihre Datenanalysen und ihre Handlungsbereitschaft.

Experten rechneten nicht mit Zinssenkungen

Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees bei Carmignac, erklärte zu Wochenbeginn, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung nahe bei 0,00 Prozent liege und die Chancen einer Anhebung noch geringer.

„Laut einer aktuellen Reuters-Umfrage rechnen zwei Drittel der Wirtschaftsexperten mit einer Zinssenkung im Juni. Und das, obwohl die EZB bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Gefahr eines Wiederauflebens der Inflation hinweist“, erklärte Michael Field, European Market Strategist bei Morningstar. .

Die nächste Ratssitzung wird am 11. April 2024 stattfinden.

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