Nächster Zinsschritt der EZB erfolgt

Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) heute den nächsten XXL-Schritt getan und hebt den Leitzins mit Wirkung zum 2. November 2022 um weitere 0,75 Prozentpunkte an. Damit liegt der Leitzins jetzt bei 2,00 Prozent. Der für Sparer relevante Einlagenzins klettert auf 1,50 Prozent. Bereits Anfang September 2022 hatte die Zentralbank einen Erhöhung im gleichen Umfang vorgenommen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Leitzins steigt um weitere 0,75 Prozentpunkte auf 2,00 Prozent
  • Einlagenzins für Banken legt auf 1,50 Prozent zu
  • Angebotsinduzierte Inflation: Schwierige Zeiten für EZB

Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität steigt auf 2,25 Prozent.

Darüber hinaus hat der EZB-Rat beschlossen, die Bedingungen für die dritte Serie gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (GLRG III) zu ändern.

Die Zinssätze für die GLRG III werden mit Wirkung zum 23. November 2022 angepasst und die Banken erhalten als Angebot zusätzliche Termine für eine freiwillige vorzeitige Rückzahlung.

Inflationsziel von rund zwei Prozent in weiter Ferne

Hauptgrund für die schnellen Erhöhungen ist die rekordhohe Inflation in der Eurozone. Jene lag im September 2022 bei 9,9 Prozent, die Kerninflation (d. h. ohne Energie und Lebensmittel) bei 4,8 Prozent. Problem für die Zentralbank: Das Mittel der Leitzinserhöhung greift idealerweise dann, wenn es sich um eine nachfrageinduzierte Inflation handelt. Unverkennbar hakt es aber auf der Angebots- bzw. Kostenseite – aufgrund der steigenden Energie- und Rohstoffkosten sowie der unterbrochenen Lieferketten klettern die Preise der Unternehmen.

In einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem September 2022 lautet der Schluss entsprechend, dass die Geldpolitik gegen einen großen Teil der Inflation derzeit machtlos sei. Insgesamt bestehe zudem nicht allzu viel Hoffnung, dass die Inflationsrate bald wieder in die Nähe der angestrebten zwei Prozent lande, so die Macher der Studie Markus Demary und Jonas Zdrzalek.

Weiterer Zinsschritt im Dezember?

Experten gehen davon aus, dass zum Jahresende (am 15. Dezember) noch ein weiter Zinsschritt folgt – auch weil die Glaubwürdigkeit bzw. das Vertrauen in die Zentralbank auf dem Spiel steht.

Die Zentralbank geht ebenfalls davon aus, dass die Zinsen weiter steigen, wie sie nach der jüngsten Ratssitzung erklärte.

Es gilt, negative Auswirkungen (z. B. eine Lohn-Preis-Spirale) abzuwenden und zumindest den Euro zu stärken. Konjunkturrisiken sind aus Sicht der Währungshüter vorerst nachrangig zu betrachten – aber nicht dauerhaft. 2023 können jene wieder in den Fokus geraten.

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Quellen:

Weiterführende Links

IW Köln – Nur begrenzten Einfluss auf die Inflation