EZB Leitzinsen: Keine Änderungen vor 2024

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gab es in der letzten Ratssitzung des Jahres keine Überraschungen. Entsprechend blieb der Leitzins der Eurozone stabil bei 4,50 Prozent. Viel spannender dürften die Entscheidungen 2024 werden, da viele Volkswirte auf schnell und deutlich sinkende Zinsen setzen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB bleibt auf Kurs und lässt den Leitzins unangetastet
  • Prognosen: Zinssenkungen kommen früher als erwartet – bereits ab April 2024
  • Auch die FED ändert Leitzinsen nicht 2023 nicht mehr

Zinssenkungen in Sicht? Ja, aber…

Bereits nach der Ratssitzung im Oktober war weitestgehend sicher, dass die Europäische Zentralbank in diesem Jahr in die „Abwarten“-Phase übergegangen ist – zumindest, was die Leitzinsen angeht. Die Entscheidungen der aktuellen Ratssitzung in Frankfurt am Main bestätigen dieses Bild. Der Leitzins liegt weiterhin bei 4,50 Prozent p. a., der Einlagenzins bei 4,00 Prozent und der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität verbleibt bei 4,75 Prozent.

Die Experten der EZB gehen von einer durchschnittlichen Gesamtinflation von 5,4 Prozent für 2023, 2,7 Prozent für 2024, 2,1 Prozent für 2025 und 1,9 Prozent für 2026 aus.

Aus Sicht der Notenbank läuft damit auch alles in die richtige Richtung. Die Verbraucherpreise in der Eurozone waren im November 2023 nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahresmonat gestiegen. Das war der niedrigste Wert seit mehr als zwei Jahren (Juli 2021: 2,2 Prozent). Noch im Oktober 2023 lag die Inflationsrate bei 2,9 Prozent. Insgesamt zeigt sich die EZB optimistisch, dass der Trend anhalten wird und die restriktive Geldpolitik weiter Wirkung zeigt.

Indes bleiben bei all der vorweihnachtlich guten Stimmung ein paar Wermutstropfen: Der Blick auf die Kerninflation in der Eurozone zeigt für November 2023 noch 3,6 Prozent. Tendenz sinkend, aber immer noch zu hoch. Insofern bleibt die Gefahr, dass die Inflation sich wieder beschleunigt, latent bestehen. Die EZB vermeidet deshalb bisher klare Ansagen und will den Leitzins zum richtigen Zeitpunkt absenken – bloß nicht zu früh.

Die Fachleute des Eurosystems gehen jetzt von einer durchschnittlichen Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel von 5,0 Prozent für 2023, 2,7 Prozent für 2024, 2,3 Prozent für 2025 und 2,1 Prozent für 2026 aus.

Der EZB-Rat hat zudem beschlossen, die Normalisierung der Bilanz des Eurosystems voranzutreiben. Beabsichtigt wird, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms (PEPP) erworbenen Wertpapiere in der ersten Jahreshälfte 2024 weiterhin bei Fälligkeit vollumfänglich wieder anzulegen. Darüber hinaus soll das PEPP-Portfolio in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro reduziert und die Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem PEPP zum Jahresende 2024 eigestellt werden.

Die US-Notenbank FED hatte bereits am Mittwoch entschieden, den eigenen Leitzins in diesem Jahr unverändert zu lassen. Nach elf Anstiegen in Folge stagniert der US-Leitzins seit Juli 2023 in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Notenbankchef Jerome Powell erklärte zwar, dass weitere Zinserhöhungen nicht vom Tisch seien. Gleichzeitig erwartet er aber ein Ende des Zinszyklus. Die Prognose geht von bis zu drei Zinssenkungen 2024 aus.

Prognosen: Finanzmärkte sehen schnelle Zinssenkungen

Die Finanzmärkte in Europa haben sich bereits auf einen frühen Termin für erste Zinssenkungen in der Eurozone eingeschossen. Fazit: Der Zins-Peak der EZB ist erreicht und ab April 2024 soll es abwärts gehen. Deutlich abwärts.

Unter anderem erklärten die Ökonomen von Deutsche Bank Research, dass sie definitiv mit einer Zinssenkung im April des kommenden Jahres rechnen bzw. „mit einer signifikanten Möglichkeit einer Senkung bereits im März 2024.“ Bemerkenswert: Die Deutsche Bank rechnet bereits bei der ersten Zinssenkung mit einem Rutsch um 50 Basispunkte. Im Juni 2024 sollen weitere 50 Basispunkte schwinden und bis Jahresende insgesamt 150 Basispunkte.

Die nächste Ratssitzung der EZB im Jahr 2024 findet voraussichtlich am 25. Januar statt.

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