Leitzinsentwicklung in der Euro-Zone bleibt weiter fragwürdig
Die Entwicklung des Leitzinssatzes ging seit Oktober 2008 nahezu bergab. Während der EZB-Rat unter dem früheren Chef der Europäischen Notenbank, Jean-Claude Trichet, die Entwicklung im Zuge der Finanzkrise erst verschlafen und den Leitzins im Juli 2008 sogar nochmals erhöht hat, ging es nur drei Monate später bergab. Von da an folgten bis einschließlich Juli 2009 sechs weitere Leitzinssenkungen. Dann kam der Wechsel an der Spitze, Italiens früherer Notenbankchef Mario Draghi übernahm das Ruder und der Leitzins wurde im April und im Juli 2011 zwei Mal erhöht. Doch die Freude der Sparer über steigende Sparzinsen währte nicht lange. Bereits im November 2011 folgte dann eine Senkung des Leitzinssatzes, auf 1,25 Prozent. Mittlerweile liegt der Hauptrefinanzierungssatz für die Banken in der Euro-Zone gar nur noch auf 0,25 Prozent – ein Sinken auf 0,00 Prozent ist nach wie vor nicht ausgeschlossen.Entwicklung der Sparquote in Deutschland
Bis heute ist nicht klar, wieso Draghi und der Rat der Europäischen Zentralbank damals noch den Leitzins wieder anzog, anstatt ihn auf dem Niveau zu belassen. Doch vielleicht wollte der neue EZB-Chef einfach was tun, um sich zu zeigen. Doch wer auf die Leitzinsentwicklung der vergangenen Jahre, seit Ausbruch der Finanzkrise blickt, der muss sich unweigerlich an den Kopf langen, welche Schritte der Rat sowohl unter der Leitung von Trichet wie dann auch von Draghi vorgenommen hat.Unterschiedliche Messlatten für den Leitzins
Während in den USA, die ihren Leitzins bereits vor Jahren auf 0,25 Prozent bis 0,00 Prozent gesenkt haben, hauptsächlich die Arbeitslosenquote als Messlatte gilt, um den Leitzins wieder zu erhöhen, sieht dies in der Euro-Zone anders aus. Hier wird die Inflationsrate als maßgeblich angenommen, um das Instrument einer Leitzinssenkung oder aber einer Leitzinserhöhung vorzunehmen. Dies ist jedoch nach wie vor eine Milchmädchenrechnung wie sich zeigt, da die Verhältnisse in den verschiedenen Staaten der Währungsunion völlig unterschiedlich sind – und auch die Inflationsrate in den Staaten deshalb unterschiedlich verläuft. Während die Inflationsrate beispielsweise in Deutschland derzeit wieder steigt und über der Marke von 1,00 Prozent liegt, ist sie in anderen Ländern der Euro-Zone im Minus und steuert damit eine Deflation an. Ein einheitlicher Leitzins für alle Staaten ist damit nach wie vor das falsche geldpolitische Instrument, um die Schuldenstaaten der Währungsunion wieder aus dem Tal zu holen. Aber irgendwie scheint es nach wie vor nicht möglich zu sein, dies endlich einzugestehen und so liegt der Leitzins im Keller, die Sparzinsen in Deutschland sind es auch und bedrohen nicht nur die Notgroschen der Bundesbürger, sondern auch ihre Altersvorsorge. Während die Banken in anderen Euro-Zone-Staaten zum Teil deutlich höhere Sparzinsen bieten können, weil die Refinanzierung bei ihnen trotz des niedrigen Leitzinssatzes alles anderes als gut klappt.Sparzinsen sinken weiter – Minizins-Niveau hält an
Wie das Neugeschäft deutscher Banken hinsichtlich der Effektivzinssätze für die täglich fälligen Einlagen privater Haushalte im März dieses Jahres gezeigt hat, gemäß der mittlerweile von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten Zahlen, geht es immer noch weiter bergab mit den Tagesgeldzinsen. Das Minizins-Niveau hält damit weiter an, der durchschnittliche Zinssatz für täglich fällige Einlagen von Privatverbrauchern lag im März 2014 nur noch auf 0,37 Prozent p.a., nach 0,38 Prozent p.a. im Januar und Februar dieses Jahres. Das Neugeschäftsvolumen sank dabei im März wieder auf nur noch 942.553 Millionen Euro, nachdem es im Februar 2004 auf 945.510 Millionen Euro gestiegen war. Noch deutlicher nach unten ging es im März mit den Sparzinsen für eine vereinbarte Laufzeit von bis zu einem Jahr. Hier sank der durchschnittliche Zinssatz, den Banken in Deutschland für entsprechende Spareinlagen anboten, von 0,78 Prozent p.a. im Februar dieses Jahres auf nur noch 0,69 Prozent p.a. im März 2014. Hier sank das Neugeschäftsvolumen bereits das zweite Mal in Folge, von nur noch 7.933 Millionen Euro im Februar auf 7.426 Millionen Euro im März.Kreditzinsen für private Haushalte sinken wieder
Wie der von der Deutschen Bundesbank berechnete Durchschnittszins für März dieses Jahres zeigt, sinken die Kreditzinsen für private Haushalte wieder. Während die Zinsen für Ratenkredite im Januar dieses Jahres wieder deutlich angestiegen waren, auf 6,47 Prozent p.a., waren sie im Februar auf 6,32 Prozent p.a. gesunken und im März 2014 nochmals, auf nur noch 6,12 Prozent p.a.Zu den aktuellen Testsiegern im Tagesgeldranking
Die Entwicklung der Zinsen für private Verbraucher folgt damit auch weiterhin keinem klaren Trend, obwohl der niedrigere Leitzins theoretisch (!) zu weiter sinkenden Zinsen für Ratenkredite hätte sorgen müssen. Doch die Banken in Deutschland folgen dem Leitzins oftmals nur (noch?), wenn es um die Sparzinsen geht, bei den Kreditzinsen scheint es indes nicht mehr viel Luft nach unten zu geben. Dies könnte daran liegen, dass die Banken trotz des niedrigen Hauptrefinanzierungssatzes von 0,25 Prozent sehr gerne an ihren Krediten verdienen möchten. Und deshalb nur noch wenig Luft nach unten ist bei der Entwicklung der Kreditzinsen, selbst wenn der eigentliche Orientierungspunkt, der Leitzins, auf einem deutlich niedrigeren Niveau liegt.Durchschnittlicher Zinssatz Konsumentenkredite Deutschland im Neugeschäft
2013-04 | 6,18 Prozent p.a. |
2013-05 | 6,29 Prozent p.a. |
2013-06 | 6,29 Prozent p.a. |
2013-07 | 6,42 Prozent p.a. |
2013-08 | 6,34 Prozent p.a. |
2013-09 | 6,32 Prozent p.a. |
2013-10 | 6,33 Prozent p.a. |
2013-11 | 6,22 Prozent p.a. |
2013-12 | 5,87 Prozent p.a. |
2014-01 | 6,47 Prozent p.a. |
2014-02 | 6,32 Prozent p.a. |
2014-03 | 6,12 Prozent p.a. |