Leitzinserhöhung – EZB behält den Kurs bei

Der Anstieg der Leitzinsen in Europa geht weiter. Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte den Zinssatz jetzt erneut um 0,25 Prozent. Ab dem 21. Juni 2023 beträgt der Leitzins damit 4,00 Prozent. Ebenfalls aufwärts geht es mit dem Einlagenzins, der auf 3,50 Prozent klettert. Die Höhe der Einlagefazilität bestimmt den Zinssatz, zu welchem Banken überschüssiges Zentralbankguthaben bei der EZB parken können, was speziell Auswirkungen auf die Sparzinsen auf dem Markt hat. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität steigt auf 4,25 Prozent. Bei der Leitzinsanpassung handelt es sich um den achten Anstieg in Folge.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • 8. Anstieg des EZB-Leitzinses in Folge
  • Zinspause – FED-Entscheidung wurde bereits am 14. Juni getroffen
  • Trotz leicht positiven Signalen ist die Inflation weiter hoch

Prognosen werden geringfügig angepasst

Die EZB bzw. deren Fachleute prognostizieren die Kerninflation 2023 jetzt auf 5,1 Prozent, 2024 auf 3,0 Prozent und sehen jene 2025 bei 2,3 Prozent. Die Gesamtinflation wird mit 5,4 Prozent (2023), 3,00 Prozent (2024) und 2,2 Prozent (2025) angegeben. Dagegen wird das Wirtschaftswachstum geringfügig schwächer ausfallen, als bisher vorausgesehen. Die EZB erwartet ein Wachstum von 0,9 Prozent für 2023, 1,5 Prozent für 2024 und 1,6 Prozent für 2025. Entsprechend bleibt der Druck auf die Eurozone weiterhin hoch. Einige Indikatoren wiesen indes bereits Signale einer Abschwächung auf.

Die Tilgungsbeträge aus dem Anleihenkaufprogramm werden ab Juli 2023 nicht wieder angelegt.

Zinsanpassung: Eher einmal zu oft, als einmal zu wenig

ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski erklärte in dieser Woche, dass die EZB die Zinsen im Zweifelsfall eher einmal zu viel als einmal zu wenig straffen wird. Er begründete dies damit, dass sich die Zentralbank derzeit wohl weniger auf ihre Inflationsprognosen und mehr auf die gegenwärtige Inflation verlasse. Insofern werde es weitere Erhöhungen geben, selbst wenn es gegebenenfalls eine zu viel sein könnte. „Die EZB wird ihren Straffungskurs erst dann ändern, wenn die Kerninflation deutliche Anzeichen für einen Wendepunkt zeigt“, so der Ökonom.

Bereits am Mittwoch hat die US-Notenbank Federal Reserve (FED) ihre Zinsentscheidung getroffen. Hier war vorab allerdings weniger abzusehen, in welche Richtung sich der Leitzins bewegt. Schlussendlich gab es eine Zinspause und der US-Leitzins verblieb in einer Spanne zwischen 5,00 und 5,25 Prozent.

Im Gegensatz zu Europa gilt in den Vereinigten Staaten der Höhepunkt der Leitzinsen schon als erreicht. Nach der letzten Zinserhöhung lag der US-Zinssatz auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren.

In Europa sind die Voraussetzungen indes schwieriger, da die konjunkturellen Aussichten weniger stabil sind. Im 1. Quartal 2023 sank das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone überraschend um 0,1 Prozent.

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