Am vergangenen Donnerstag blickte Europa um 21 Uhr gespannt auf die Nachrichtenticker. Diese magische Uhrzeit wurde vor allem in den Wirtschaftsmedien in den Stunden zuvor stark in den Mittelpunkt der Berichterstattung gerückt. Schließlich sollte es die Zeit sein, zu der Klarheit herrscht, wie es mit Griechenland weitergeht. Denn dieser Termin war die Deadline für die Bekanntgabe seitens der griechischen Gläubiger, ob sie sich freiwillig am Schuldenschnitt beteiligen oder nicht. Viele große institutionelle Gläubiger wie beispielsweise große Banken oder namentlich Versicherungen wie die Munich Re hatten bereits im Vorfeld angekündigt, dass sie auch im Interesse ihrer Kunden dem freiwilligen Schuldenschnitt zustimmen werden. Daher ist bereits im Vorfeld der Deadline davon ausgegangen worden, dass das benötigte Quorum erreicht wird. Die Erreichung des Quorums und die Zustimmung der Gläubiger zu einem Verzicht auf die Rückzahlungen hatten die EU-Finanzminister zur Bedingung für die Auszahlung eines weiteren Hilfspakets für Griechenland gemacht.
Während das Quorum wohl durch die Zustimmung vieler institutioneller Gläubiger erfüllt wurde, sind kleinere Privatanleger durchaus anders an die Sache herangegangen. Viele Sprecher von Anlegerschutzvereinen hatten bekanntgegeben, dass sie Anlegern nicht dazu raten, direkt freiwillig auf ihre Rückzahlungen zu verzichten. Privatanleger könnten ohnehin in der jetzigen Situation nichts mehr dadurch ändern, dass sie nun freiwillig dem Schuldenschnitt zustimmen. Auch wenn sie es nicht tun, würden sie nicht schlechter dastehen.
Nach der Bewilligung des nun noch folgenden Hilfspakets ist die drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ein weiteres Mal kurzfristig abgewendet worden. Ein erster Teil von 35,5 Milliarden Euro wird bereits jetzt nach Athen überwiesen. Gleichzeitig vermeldet der französische Staatspräsident, der sich aktuell mitten im Wahlkampf befindet, dass die Griechenland Krise nun gelöst sei. Man freue sich über die große Beteiligung der privaten Gläubiger und sei sehr zufrieden, dass „Griechenland nun über den Berg“ sei. Damit wende sich ein Blatt in der Finanzkrise. Ob der Optimismus von Sarkozy der Realität gerecht wird, ist insbesondere von vielen Ökonomen direkt hinterfragt worden. Für viele ist es trotz Schuldenschnitt nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Hilfspaket geschnürt werden muss.