An der Börse leben die Anleger aktuell in zwei Welten. Die erste Welt ist geprägt von roten Zahlen und einem Minus vor der Kursentwicklung. Erst gestern musste der Deutsche Aktienindex (DAX) wieder einen Tagesverlust von mehr als zwei Prozent hinnehmen. Auslöser dafür war die Ankündigung der Ratingagentur Moody’s in den kommenden Wochen die Bonität Frankreichs verstärkt zu kontrollieren. Es droht der Verlust der Top-Rating-Note von AAA.
Die Auswirkungen einer Herabstufung des zweitgrößten Landes innerhalb der Europäischen Währungsunion (EWU) hätten fatale Folgen. Nicht nur für Frankreich selbst, dessen Finanzierungskosten erheblich ansteigen würden, sondern auch für die gesamte Eurozone. Denn Frankreich ist auch einer der großen Geberländer des EFSF, des Euro-Rettungsschirms, dessen Bonität dann ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Damit wäre die Funktion des Rettungsschirms, notleidenden Staaten die Finanzierung zu erleichtern, wohl erheblich eingeschränkt – ebenfalls durch höhere Kosten und dementsprechend auch Zinsen für die Kreditvergabe.
Derweilen geht die allgemeine Diskussion über Lösungsansätze der Staatsschuldenkrise in Europa weiter. Die von Deutschland und Frankreich zuletzt abgelehnten Euro-Bonds, also gemeinschaftliche Staatsschuldverschreibungen der gesamten Eurozone, werden von EU-Kommissionspräsident Barroso nun wieder thematisiert und öffentlich gefordert. Er will sie in zwei Entwürfen für EU-Verordnungen erneut auf die Tagesordnung setzen und zudem mehr Eingriffsrechte der EU-Kommission in die nationale Haushaltspolitik durchsetzen. Bis sich die Politik zu einer Lösung durchgerungen hat, empfehlen wir, zumindest einen Teil des eigenen Kapitals in eine sichere Geldanlage wie etwa Tagesgeld oder Festgeld zu stecken. Fondsmanager aller Couleur machen es derzeit nicht anders uns halten relativ hohe Cash-Bestände. Mit führenden Tagesgeldangeboten wie dem der VTB Direktbank können Anleger derzeit 2,70 % p.a. erzielen und bekommen (in diesem Fall bei Kontoeröffnung bis zum 05.12.2012) sogar noch 40 Euro Startguthaben.
Die andere Welt an den Börsen ist auf den ersten Blick positiv und erst auf den zweiten Blick negativ. Die deutschen Unternehmen werden im kommenden Frühjahr erheblich hohe Dividenden ausschütten und ihren Aktionären damit hohe Dividendenrenditen bescheren. Die Deutsche Telekom wird fast ihren gesamten Konzerngewinn ausschütten. Munich Re wird sogar mehr ausschütten als erwirtschaftet wurde, da man die Tradition, dass man die Dividenden schon seit Jahren nicht gekürzt hat, beibehalten will. Durchschnittlich wird der DAX insgesamt eine Dividendenrendite von mehr als vier Prozent ermöglichen. Die schlechte Nachricht an diesem Verhalten: Konzerne, die viel ausschütten fehlt offensichtlich die Perspektive. Denn wenn viel ausgeschüttet wird steht nicht mehr viel für Investitionen und Rücklagen zur Verfügung. Wer heute also keinen Bedarf zum investieren sieht muss sich fragen lassen, ob der Konzern zum einen innovativ ist, zum anderen auch in Zukunft noch weiterhin erfolgsorientiert arbeiten kann.