Tagesgeld so attraktiv wie sein Ruf?

Die Beliebtheit von Tagesgeld- und Festgeldkonten hat in den letzten Monaten bei steigenden Zinsen wieder stark zugenommen. Da die Europäische Zentralbank (EZB) als zentrale geldpolitische Instanz im Euroraum in den letzten Monaten nach einer Zeit sehr expansiver Geldpolitik wieder schrittweise Erhöhungen des Leitzinses vorgenommen hat, sind auch die Zinsen auf Tagesgeld wieder angestiegen. Der große Vorteil von Tagesgeldkonten liegt in der nahezu unbegrenzten Verfügbarkeit der Einlagen bei einigermaßen angemessener Verzinsung, die etwa auf Inflationsniveau liegt. Eine Rendite ist in den meisten Fällen nicht zusätzlich zum Inflationsausgleich zu erwirtschaften – aber viele Anleger fühlen sich mit Tagesgeldkonten aufgrund der Sicherheit der Einlagen und der ständigen Verfügbarkeit auf dem richtigen Weg. Hier wird das Geld angelegt, das sonst ohne Verwendung auf dem Girokonto liegen würde.

Ist dies aber der eigentliche Sinn von Tagesgeldkonten? Und wie ist die Perspektive der Banken auf diese Anlageform? Zurückblickend kann dazu festgehalten werden, dass das Tagesgeld in früheren Zeiten eigentlich nur als Übergangslösung angesehen wurde. Verfügte ein Anleger über liquide Mittel, die er in Zukunft für ein bestimmtes Objekt ausgeben wollte aber bis dahin noch etwas Zeit war, deponierte man die Beträge übergangsweise auf Tagesgeldkonten statt auf dem Girokonto. Heute ist es allerding so, dass viele Anleger ihre Einlagen über Jahre hinweg auf dem Tagesgeldkonto parken und sich von der vermeintlichen Sicherheit und Liquidität ein ruhiges Gewissen versprechen. Dabei locken in anderen Anlageformen viel höhere Renditen.

Aus Sicht der Banken hingegen ist das Tagesgeld eine willkommene Möglichkeit um sich günstig Liquidität zu verschaffen. Der Tagesgeldvergleich als Ranking dafür spielt eine wichtige Rolle: wer hier ganz oben steht, kann sich vor Einlagen der Kunden nicht mehr retten, da viele Anleger fast ständig vergleichen, welche Bank die besten Konditionen bietet und dann auch munter wechseln. Wer ganz oben steht, hat unter den Banken aber dann auch schnell den Ruf weg, offensichtlich dringend liquide Mittel zu benötigen, was auch negativ gelagert sein kann. So liegt es an den Geldanlegern, zweimal zu prüfen, wie die jeweilige Bank aufgestellt ist und ob es nicht auch eine vergleichbare Form als sichere Geldanlage gibt, die höhere Renditen bietet.

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