Im volkswirtschaftlichen Themengebiet der Geldtheorie beschäftigen sich Ökonomen mit der Frage, aus welchen Gründen private Wirtschaftssubjekte eigentlich Geld halten. Mit Geldhaltung ist das Verhalten gemeint, Geld in der Kasse zu halten und es nicht etwa für Konsumzwecke oder zu Anlagezwecken zu verwenden. Eine zentrale Antwort auf diese Frage gibt es nicht direkt, eher mehrere Theorien, die die volkswirtschaftliche Geldhaltung erklären. Drei große Theorien mit unterschiedlichen, teils aber auch komplementären Erklärungsansätzen, sind die Quantitätstheorie, die Keynes‘sche Liquiditätspräferenztheorie sowie die Neoquantitätstheorie.
Die Quantitätstheorie baut auf der Quantitätsgleichung auf und determiniert die Geldnachfrage in Abhängigkeit des Kassenhaltungskoeffizienten und dem nominalen Bruttoinlandsprodukt. Man geht hierbei davon aus, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sowie die Kassenhaltung im Zeitverlauf eher wenig veränderlich sind. Auch das Realoutput der Volkswirtschaft wird aufgrund einer Vollbeschäftigungsbedingung als weitestgehend konstant angenommen. So ist die Kernaussage, dass sich Variationen der Geldmenge direkt und proportional in Variationen des Preisniveaus niederschlagen. Wird die Geldmenge also ausgeweitet, ist mit Inflation zu rechnen. Geld wird aus einem Transaktionsmotiv heraus gehalten. Private Wirtschaftssubjekte halten Geld, um Transaktionen, aktuellen und laufenden, vorhersehbaren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
Die Keynes’sche Liquiditätspräferenztheorie baut auf einem ähnlichen Ansatz auf, läuft dann jedoch in eine völlig andere Richtung: Auch Keynes argumentiert, dass das Transaktionsmotiv ein wichtiger Grund der Geldnachfrage ist – allerdings nicht der einzige. Neben einer Transaktionskasse unterstellt Keynes auch eine Vorsichtskasse, aus der Transaktionen, die plötzlich und unvorhersehbar auftreten, bedient werden, sowie eine Spekulationskasse. Die Spekulationskasse ist invers abhängig vom Zins, der als Opportunitätskosten der Geldhaltung definiert ist. Steigen die Zinsen, sinkt die Geldhaltung. Fallen die Zinsen, erhöht sich die Geldhaltung. Addiert man alle drei Kassen zusammen, erhält man eine Geldnachfragefunktion in positiver Abhängigkeit vom gesamtwirtschaftlichen Einkommen und negativer Abhängigkeit des Zinses.
Die Neoquantitätstheorie erklärt die Geldnachfrage als Funktion der individuellen Vermögensbestandteile, der Vermögensstruktur, des Geldnutzens und der erwarteten Erträge der einzelnen Vermögensbestandteile. Wie zu erkennen ist, wird hier also auf eine sehr breite Definition von Vermögen zurückgegriffen. Dazu zählt neben Geld auch Sach- und Humankapital.