Ratingagenturen: Auswirkungen von Bonitätsherabstufungen

Die Ratingagenturen haben im Zuge der Staatsschuldenkrise eine zweifelhafte Prominenz in der öffentlichen Diskussion erhalten. Waren sie bis zum Ausbruch der Staatschuldenkrise, die die Stabilität einer gesamten Währungsunion gefährdet, noch hinreichend unbekannt, sind sie nun durch ihre ständigen Ankündigungen von Herabstufungen bekannt geworden. Gleichzeitig verbindet sich auch eine heftige Kritik mit den Ratingagenturen, die – zumindest gilt dies für die großen Drei – ihren Sitz in den USA haben und eine freie Meinung über die Bonität von Staaten äußern. So wird ihnen insbesondere vorgeworfen, durch die ständige Ankündigung weiterer Bonitätsherabstufungen die Refinanzierungskosten zusätzlich noch in die Höhe getrieben zu haben. Auch von dem Vorwurf politischer Absichten konnten sich die Ratingagenturen in Anbetracht ihres Sitzes noch nicht richtig befreien.

Ökonomisch ist ein Zusammenhang zwischen der Bonitätsherabstufung und den gestiegenen Refinanzierungskosten für Staaten, die letztlich die Verschuldungssituation nur noch weiter verschlimmern, durchaus erkennbar. Verkünden Ratingagenturen die Abstufung der Bonität eines Landes, bringen sie damit zum Ausdruck, dass die Wahrscheinlichkeit der Zahlung von Tilgungs- und Zinsbeträgen auf die Staatsanleihen gesunken ist. Diese Wahrscheinlichkeit kann zum Beispiel angesichts eines steigenden Schuldenstandes des jeweiligen Staates sinken. Durch eine derartige Ankündigung verunsichern die Ratingagenturen auch die Gläubiger der Staaten, die nun jetzt lieber sofort die Anleihen verkaufen möchten, bevor sie ihr Geld nicht wieder per Zins- und Tilgungszahlung zurückerhalten. Durch den Verkauf der Anleihen steigt das Angebot an den Anleihemärkten was Kursverluste zur Folge hat. Der Zins ist jedoch nominal fixiert, daher steigt die Rendite bezogen auf den gesunkenen Kurs. Die Refinanzierungskosten des Staates haben sich nun deswegen erhöht, da er bei einer Neuemission nun mindestens die nun gestiegene Rendite als Zins bieten muss. Tut er dies nicht, würde er die Emission nicht erfolgreich durchsetzen können, da die Anleihen am Sekundärmarkt aufgrund des höheren Zinses für viele Anleger attraktiver wären.

Ein Rating ist für Investoren daher eine durchaus wichtige Information, da sie Auskunft über die Risiken geben. Letztlich besteht auch zwischen Rendite und Risiko ein positiver Zusammenhang. Eine gestiegene Rendite symbolisiert auch ein gestiegenes Risiko und anderes herum bietet eine sichere Geldanlage mit Tagesgeld geringere Renditen als etwa Aktien. Allerdings gilt auch weiterhin der Aussprich: Wo Risiken sind, da sind auch Chancen.

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