Der leichte Rückgang der Inflationsrate in der Eurozone reicht noch nicht für eine Entspannung. Entsprechend hob die Europäische Zentralbank (EZB) heute den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte an. Der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können, klettert damit auf 3,00 Prozent. Ebenfalls nach oben ging es für den Einlagenzins der EZB, der jetzt 2,50 Prozent beträgt. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität steigt auf 3,25 Prozent. Die US-Notenbank und die Bank of England passten bereits zuvor ihre Leitzinsen an.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- EZB lässt den Leitzins zum fünften Mal in Folge steigen
- Einlagenzins klettert ebenfalls um 50 Basispunkte
- Fed und die Bank of England erhöhen um 0,25 bzw. 0,50 Prozentpunkte
Modalitäten zur Verringerung der Wertpapierbestände festgelegt
Mit den Erhöhungen soll indes noch nicht Schluss sein. Schon für die nächste geldpolitische Sitzung am 16. März wurde eine weitere Zinserhöhung in Aussicht gestellt.
Der EZB-Rat beschloss darüber hinaus auch, wie die Wertpapierbestände des Eurosystems im Zusammenhang mit dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) verringert werden. Demnach wird das APP-Portfolio von Anfang März bis Ende Juni 2023 monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro sinken.
Bis Ende Februar 2023 werden die Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP erworbenen Wertpapiere bei Fälligkeit weiter vollumfänglich wieder angelegt.
US-Notenbank drosselt die Zinserhöhungen
Die Federal Reserve hatte bereits am 1. Februar 2023 vorgelegt und den Leitzins der Vereinigten Staaten um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Damit liegt die Spanne des US-Leitzinses jetzt zwischen 4,50 und 4,75 Prozent – der Höchste Stand seit November 2007. Experten hatten diesen moderaten Schritt erwartet, da sich die Teuerung in den USA zuletzt etwas abschwächte. Indes liegt jene trotzdem noch weit über dem Idealwert von rund 2,00 Prozent. Für Dezember 2022 wurde eine US-Inflationsrate von 6,5 Prozent verkündet. Im November 2022 waren es 7,1 Prozent und insgesamt sank die Rate bereits das sechste Mal in Folge. Der Trend zeigt entsprechend abwärts. Aus diesem Grund kann die amerikanische Notenbank jetzt das Tempo drosseln. Von einer Zinssenkung sind die USA jedoch noch einige Schritte entfernt, was auch Fed-Chef Jerome Powell bestätigte. Der derzeitige Kurs werde beibehalten, „bis die Aufgabe erledigt ist.“
Prognosen gehen für die USA von mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent im 2. Quartal 2023 aus. Unterstützung findet diese Einschätzung durch den Internationale Währungsfonds (IWF), der die Notenbanken im Rahmen der letzten Konjunkturprognose aufforderte, im Kampf gegen die hohe Inflation nicht vorzeitig nachzulassen.
Bank of England optimistisch
Ebenfalls am Leitzins schraubte am 2. Februar die Bank of England, die auf 4,00 Prozent erhöhte (+0,50 Prozentpunkte). Im Dezember 2021 lag der Wert noch bei 0,10 Prozent. Auch in Großbritannien sinkt die Inflationsrate nach Einschätzung der Notenbank inzwischen und es wird erwartet, dass sie vergleichsweise schnell fallen wird. Im Dezember 2022 gab es indes noch eine Teuerungsrate von 10,5 Prozent im Vereinigten Königreich.