Hebt die Bank of England bald den Leitzins?

Die britische Notenbank Bank of England hat sich vorgenommen, den Leitzins anzuheben. Das geht aus einem Interview des Radiosenders BBC mit dem Notenbankchef Mark Carney hervor. Demnach soll einer Überhitzung der Wirtschaft entgegengewirkt werden. Voraussetzung bleibt jedoch, dass sich die Konjunktur entwickelt wie bisher.

Carney will langsam das Tempo rausnehmen

Die lockere Geldpolitik der Bank of England und der niedrige Leitzins verfolgen das Ziel, die Wirtschaft anzukurbeln. Rückt die Notenbank davon ab, könnte das Wirtschaftswachstum ins Stocken geraten. Bleibt die Notenbank bei der derzeitigen Politik, könnte das jedoch zu einer Überhitzung führen. Genau diese Gefahr sieht Carney. Im Interview mit der BBC äußert er: „Wir sprechen darüber, etwas vom Gaspedal zu gehen, um die Höchstgeschwindigkeit der Wirtschaft einzuhalten.“ Damit bestätigte er zugleich, was sich in den letzten Wochen angedeutet hatte: Die Bank of England will den Leitzins anheben.[1]

Leitzins derzeit bei 0,25 Prozent

Erst Mitte September hatte die Bank of England entschieden, den Leitzins bei 0,25 Prozent zu belassen. Die Entscheidung war mit sieben zu zwei Stimmen gefallen. Auch das Volumen des Anleihenprogramms blieb bei 435 Milliarden Pfund. Auf diese Summe war es im Sommer 2016 nach der Brexit-Abstimmung angehoben worden.[2] Bereits bei der Sitzung Mitte September wurde aber eine Erhöhung des Leitzinses in den kommenden Monaten nicht ausgeschlossen. Sollte es tatsächlich zur Anhebung kommen, würde die Bank of England damit dem Beispiel der amerikanischen Notenbank Fed folgen. Diese hat den amerikanischen Leitzins seit Ende 2016 gleich mehrmals angehoben. Kürzlich kündigte sie sogar an, nicht mehr alle auslaufenden Anleihen nach fester Vorgabe zu ersetzen. Die Bilanz soll so schrittweise gesenkt werden.

Hoffnung für deutsche Sparer?

Mit der Ankündigung, den Leitzins anzuheben, nährt die Bank of England die Hoffnung, die EZB könnte einen ähnlichen Schritt wagen. Zwar ist diese Hoffnung in den letzten Monaten immer wieder enttäuscht worden. Doch zumindest das Ende des Anleihenkaufprogramms wird inzwischen von der EZB-Spitze kontrovers diskutiert. Obwohl der europäische Leitzins bei 0,0 Prozent verharrt, gibt es weiterhin Tages- und Festgeldangebote, die deutlich darüber liegen. So garantiert die Consorsbank für sechs Monate einen Zins von 1,0 % auf das Tagesgeld. Beim Festgeld bietet die Rietumu Bank einen Zins von 1,20 % p.a. für eine Laufzeit von 24 Monaten (Stand: jeweils 10.10.2017).
Weiterführende Links [1] Finanzen100 – Bank of England strebt Zinserhöhung an [2] Zeit Online – Britische Notenbank rührt Leitzins nicht an