Leitzinsen: Fed legt vor, EZB zieht nach

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat – wie erwartet – die Leitzinsen erneut angehoben. In der letzten Ratssitzung vor dem Jahresende 2022 wurde der Leitzins um weitere 50 Basispunkte auf 2,50 Prozent erhöht. Der Zinssatz der Einlagefazilität kletterte gleichzeitig auf 2,00 Prozent und der Zins für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 2,75 Prozent.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB vermeldet weiteren Leitzins-Anstieg um 50 Basispunkte
  • Einlagenzins für Banken wird auf 2,00 Prozent erhöht
  • Leitzins der US-Notenbank kletterte am Vortag auf 4,25 bis 4,50 Prozent

Aufgrund der erheblich nach oben korrigierten Inflationsaussichten geht die EZB davon aus, dass sie die Leitzinsen auch 2023 weiter erhöhen wird – in einem gleichmäßigen Tempo.

Seit Juli 2022 wurde der Leitzins damit zum vierten Mal in Folge angehoben. Die Anhebung war von vielen Analysten und Ökonomen in diesem Umfang erwartet worden. Begründet wird der Anstieg in erster Linie mit der anhaltend hohen Inflationsrate im Euroraum. Zuletzt lag jene bei rund 10,0 Prozent (Stand: November 2022). Der Höchststand war im Oktober mit 10,6 Prozent erreicht worden. Für 2023 sieht die Zentralbank eine Inflation von 6,3 Prozent voraus, 2024 dann 3,4 Prozent und 2025 2,3 Prozent.

Insgesamt hat sich die EZB damit entschieden, die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen etwas zu drosseln.

Der EZB-Rat diskuitierte auch über Grundsätze für die Normalisierung der zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Wertpapierbestände. Ab Anfang März 2023 sollen die Bestände aus dem Anleihenkaufprogramm (Asset Purchase Programme – APP) langsam reduziert werden.

Für das aktuelle und nächste Quartal sieht die EZB einen Rückgang der Wirtschaft im Euroraum vorraus. Ursächlich dafür sind, so die Zentralbank, die Energiekrise, die große Unsicherheit, eine weltweit nachlassende Wirtschaftstätigkeit sowie verschärfte Finanzierungsbedingungen. Fachleute rechnen demnach mit einer relativ kurzen und milden Rezession.

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Quellen:

Federal Reserve schaltet ebenfalls einen Gang zurück

Bereits am Vortag, dem 14. Dezember 2022, erhöhte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den US-Leitzins um 50 Basispunkte auf eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit Oktober 2007 und die siebte Anhebung in diesem Jahr. Die US-Politik schaut allerdings unter besseren Bedingungen in die nähere Zukunft.

So sank die Inflationsrate in den USA im November auf 7,1 Prozent (Vormonat: 7,7 Prozent) und die langfristigen Prognosen der Verbraucherpreise sind verhalten optimistisch, wenngleich die Teuerungsrate für 2023 mit 3,1 Prozent bzw. 2024 mit 2,5 Prozent immer noch über den angestrebten 2,0 Prozent liegen. Fed-Chef Jerome Powell erklärte entsprechend, dass weitere Erhöhungen gegebenenfalls angemessen seien. Aktuell reichten die Anzeichen nicht aus, um sicher zu gehen, dass die Inflation nachhaltig zurückgehe. Das Gegenteil sei der Fall.

Die Fed rechnet außerdem damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA 2023 lediglich um 0,5 Prozent ansteige. Eine Rezession hält Powell nicht für ausgeschlossen.

Bank of England, SNB und Norges Bank legen ebenfalls nach

Auch die norwegische Notenbank, die Bank of England und die Schweizer Nationalbank erhöhten kurz vor der EZB-Entscheidung ihre Leitzinsen. In Norwegen stieg der Zinssatz um 25 Basispunkte auf 2,75 Prozent. Die Bank of England hat ihren Leitzins zum neunten Mal in Folge angehoben, diesmal auf 3,50 Prozent (+0,50 Prozentpunkte) und die SNB verdoppelte den Schweizer Leitzins auf 1,00 Prozent.

Weiterführende Links

Pressemitteilung der EZB, (15.12.2022)