Niedrigzinsen: Gut für den Staat, schlecht für die Sparer

Durch die Niedrigzinsen hat der deutsche Staat seit 2008 368 Milliarden Euro an Zinskosten eingespart. Das berichtet das Handelsblatt und beruft sich auf Berechnungen der Deutschen Bundesbank. Auch der französische und der italienische Staat profitieren. Nur die Sparer schauen in die Röhre.

Euro-Zone spart 1,42 Billionen Euro an Zinsen

Der deutsche Staat profitiert in Europa am meisten von den niedrigen Zinsen. 368 Milliarden Euro hat er seit Beginn der Finanzkrise 2008 eingespart. Nimmt man nur das Jahr 2018, betrugen die Zinsersparnisse von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen 55 Milliarden Euro im Vergleich zur vor der Finanzkrise.

In Frankreich belaufen sich die Zinsersparnisse seit der Finanzkrise auf 350 Milliarden Euro – damit sind sie nur etwas geringer als in Deutschland. Der italienische Staat sparte seit der Finanzkrise 262 Milliarden Euro. Insgesamt kommt die Euro-Zone seit 2008 auf Zinsersparnisse von 1,42 Billionen Euro.

Bei der Gegenüberstellung der Zinsniveaus von 2007 und 2018 kommt die Bundesbank zu dem Ergebnis, dass Investoren vom deutschen Staat 2007 noch 4,2 Prozent bekamen, 2018 waren es nur noch 1,5 Prozent. Der deutsche Staat muss also immer weniger zahlen, wenn er sich verschuldet.

Umverteilung von Sparern zum Staat

Schon 2014 ging aus einem Schreiben des Bundesfinanzministeriums hervor, dass der Bund durch die Niedrigzinsen von 2010 bis 2014 wahrscheinlich 41 Milliarden Euro sparen würde. Die Zinskupons der Anleihen lagen um einen Prozentpunkt unter dem erwarteten Niveau. Hinzu kam, dass durch die Eurokrise viel Kapital nach Deutschland geflohen war.

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Quellen:

Schon damals ging die Aussage um, Deutschland würde von den Niedrigzinsen profitieren. Ein Satz, bei dem sich Sparer zurecht damals wie heute vor den Kopf gestoßen fühlen. Wer hauptsächlich auf Sparbücher, Tagesgelder und Festgelder setzt, wie es die meisten Deutschen nach wie vor tun, hat von niedrigen Zinsen zuerst vor allem eins: wenig Rendite. Die Aussage sollte also lauten: Der deutsche Staat profitiert, deutsche Sparer verlieren an Kaufkraft.

Der Wirtschaftsweise Lars Feld beschrieb die Situation darum als „erzwungene Umverteilung von deutschen Sparern zum deutschen Staat“. Man mag zugutehalten, dass der Staat Geld wiederum ins Gemeinwohl investiert. Außer natürlich, es wird zur Haushaltskonsolidierung verwendet.

Weiterführende Links

Handelsblatt – Deutschland hat dank Niedrigzinsen 368 Milliarden Euro gespart

FAZ – Was der Staat gewinnt, verlieren die Sparer