Stabile Zinsmargen trotz niedriger Leitzinsen

In den letzten Jahren hört man häufiger folgende Klage: Weil der Europäische Leitzins so niedrig ist, machen Banken kein Geschäft mehr. Als Folge davon erhalten auch Anleger kaum mehr Zinsen, einige Institute führen sogar Negativzinsen ein, so dass Anleger draufzahlen, wenn sie ihr Geld zur Bank bringen. Ein Blick auf die Zinsmargen der Banken wirft jedoch Zweifel an der Klage auf. Sie sind in den vergangenen Jahren kaum gesunken.

Zinsmarge sinkt kaum seit Jahrtausendwende

Eine Zinsmarge bezeichnet die Differenz zwischen zwei Zinssätzen. Auf das Geschäft der Banken bezogen, geht es um den Unterschied zwischen dem Kredit- und dem Einlagenzins. Gewöhnlich verlangt eine Bank von den Kreditnehmern einen höheren Zins als sie an Sparer auszahlt und verdient daran. Je höher die Zinsmarge, desto mehr Geschäft machen die Banken.[1] Wie ein Bericht der FAZ nun aufzeigt, hat sich diese Zinsmarge seit Beginn des Jahrtausends jedoch kaum verringert. Im Jahr 2001 lag sie bei 1,12 Prozent. Im Jahr 2015, aus dem die letzten Daten stammen, belief sich die Zinsspanne auf 1,11 Prozent. Sie blieb also nahezu identisch.[2]

Auch Kundengeschäfte stabil

Diese Zahlen berücksichtigen sowohl die Geschäfte der Banken mit Kunden als auch die Geschäfte der Banken untereinander. Blickt man nur auf die Geschäfte der Banken mit Kunden, ergibt sich ebenfalls nur eine leichte Verringerung seit dem Beginn des Jahrtausends. 2001 lag die Spanne bei 1,55 Prozent, 2015 bei 1,42 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat sich jedoch der Europäische Leitzins um 4 Prozentpunkte verringert.

Zweifel am Einfluss des Leitzinses auf die Zinsmarge

Dass der Einfluss des Leitzinses beziehungsweise der Politik der Notenbanken auf die Zinsmarge der Banken geringer ist, als gewöhnlich angenommen, legt auch eine Studie aus den USA nahe. Drei Ökonomen haben den Bankenmarkt der USA von 1955 bis 2013 näher beleuchtet. Obwohl der Leitzins in den USA viele Höhen und Tiefen durchlebte, blieben die Zinsmargen der Banken relativ stabil bei 2,2 bis 3,7 Prozent.[3] Die Ökonomen gehen auch der Frage nach, warum das so ist. Sie führen hierbei vor allem die Marktmacht der Banken auf. 70 Prozent ihrer Verbindlichkeiten bestehen aus Kundeneinlagen. Gerade bei einem steigenden Leitzins haben sie großen Spielraum, den Zins für die kurzfristigen Kundeneinlagen zu gestalten. Anleger sollten also skeptisch sein, wenn sie von ihrer Bank hören: Der niedrige Leitzins ist schlecht fürs Geschäft, deshalb sind Negativzinsen unausweichlich. Im Übrigen gibt es auch weiterhin Banken, die ihren Kunden attraktive Zinsen bieten. Zu diesen Angeboten zählen beispielsweise das Festgeld der Versobank oder auch das Festgeld der Banco Português de Gestão, bei dem Anleger bis zu 1,60 Prozent Zinsen erhalten.
Weiterführende Links [1] Deutsche Bundesbank – Zinsmarge [2] FAZ – Recht stabile Zinsmargen [3] FAZ Blogs – Die Geldpolitik hat kaum Einfluss auf die Zinsmarge der Banken