Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nicht unbedingt für Überraschungen bekannt und entsprechend kam es, wie die Mehrzahl von Analysten vorhersagte: Der Rat der EZB verkündete am 17. April 2025 eine erneute Leitzinssenkung um 25 Basispunkte. Damit liegt der für Sparer interessante Einlagenzins (Zinssatz der Einlagefazilität) künftig bei 2,25 Prozent. Ebenfalls nach unten geht es für den Hauptrefinanzierungssatz (2,40 Prozent) und die Spitzenrefinanzierungsfazilität (2,65 Prozent). Diese Reduzierung gilt ab dem 23. April und ist die 7. in Folge seit Sommer 2024. Die jüngsten Ereignisse in den USA lassen aber Fragen aufkommen: Wie tief muss die Zentralbank die Leitzinsen noch senken?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Leitzinsen fallen im April 2025 um 0,25 Prozentpunkte
- Zentralbank vor Herausforderungen durch US-Zollpolitik
- Analysten-Prognose: Sind weitere vier Zinssenkungen notwendig?
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EZB bleibt (mit Einschränkungen) auf Kurs
Prinzipiell war die Zinsanpassung der EZB seit Tagen ausgemachte Sache und schlussendlich hielten sich die Ratsmitglieder an das geplante Szenario: Ab dem 23. April 2025 liegen die Leitzinsen 0,25 Prozentpunkte niedriger als bisher. Im Rahmen der Prognosen eine erwartbare Entscheidung. Indes gab es zuletzt massive Verwerfungen mit ungewissen Auswirkungen: Pauschale Zölle, der Handelskrieg mit China sowie jede Menge Ungewissheiten – die derzeitige US-Politik bereitet (nicht nur) den europäischen Notenbankern Kopfzerbrechen. Statt einer abflauenden Inflation plus wirtschaftlicher Erholung gerät überall Druck ins System.
Da die europäische Zentralbank unter Präsidentin Christin Lagarde aber nicht zu Aktionismus neigt, gab es jetzt auch keine großen Maßnahmen zu verkünden. In der Veröffentlichung zur geldpolitischen Entscheidung steht, dass der Disinflationsprozess gut voranschreitet.
Die Inflationsrate innerhalb der Eurozone fiel im März auf 2,20 Prozent und die Vorhersagen für den weiteren Jahresverlauf liegen im Zielkorridor (ca. 2,00 Prozent). Auch der Preisauftrieb bei Dienstleistungen habe sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt, so die EZB. Die APP- und die PEPP-Bestände verringerten sich „in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo.“
Interessant war folgende Aussage: „Die Wirtschaft des Euroraums hat eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Schocks aufgebaut, die Wachstumsaussichten haben sich jedoch aufgrund der zunehmenden Handelsspannungen eingetrübt.“ Deshalb handelte die Zentralbank mit einer Zinsanpassung.
Instrumente liegen bereit
Es bleibt die Frage: Was passiert, wenn…? Sollte die Weltwirtschaft durch die US-Zollpolitik verstärkt ins Wackeln geraten und die Finanzstabilität von Banken gefährden, sei die EZB zum Handeln bereit. Das erklärte EZB-Chefin Lagarde kürzlich in Gesprächen mit den EU-Finanzministern in Warschau. Die Zentralbank beobachte die Situation und werde im Fall des Falles „die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente einsetzen.“
Für einige Experten sind daher weitere Zinssenkungen absehbar bzw. unabdingbar. Die Analysten der US-Großbank JP Morgan erwarten mittlerweile bis zu vier weitere Leitzins-Reduzierungen in Folge. Andere Ökonomen, z. B. Anatoli Annenkov (Senior European Economist Societe Generale), halten mittelfristig Schritte von -0,50 Prozentpunkten für angebracht.
Das es weiter bergab mit den Leitzinsen und somit den Sparzinsen geht, lässt sich insofern kaum verhindern. Wann und wo allerdings der Boden der Zinssenkungen liegt, bleibt abzuwarten.
Die nächste Zinsentscheidung der EZB findet am 5. Juni 2025 statt.
Weiterführende Links und Quellen
Geldpolitische Beschlüsse vom 17. April 2025
Finanzen.net: JPMorgan erwartet massive Zinssenkungen durch EZB