Der deutsche Staat profitiert besonders von der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Das geht aus einer aktuellen Studie der Allianz hervor. Deutsche Sparer leiden im europäischen Vergleich hingegen stärker als Haushalte in anderen Ländern. Die Niedrigzinspolitik hat damit ganz unterschiedliche Auswirkungen in den Euroländern.
Deutscher Staat verbessert Nettozinseinkommen um 184 Milliarden Euro
In der Studie der Allianz heißt es: „Nicht alle Staaten konnten vom Zinsverfall profitieren. Steigende Schulden machten in einigen Ländern den Zinsvorteil wieder zunichte. Im Vergleich der Euroländer war es der deutsche Staat, der sein (negatives) Nettozinseinkommen am stärksten verbessern konnte, da der Zinsrückgang mit Schuldenzurückhaltung Hand in Hand ging: Im Ergebnis beläuft sich der Vorteil auf 6% des BIP (EUR 184 Mrd.)“
Der spanische Staat hat seine Schulden hingegen verdreifacht. Für Spanien ergibt sich demnach ein Nachteil von 184 Milliarden Euro. In Portugal und Finnland haben sich die Schulden verdoppelt.
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Deutsche Sparer leiden, Spanier profitieren
Anders sieht die Lage aus, wird der Blick auf die privaten Haushalte gerichtet. Je nach Land hat die Niedrigzinspolitik hier ganz unterschiedliche Auswirkungen. So heißt es in der Studie:
„Die Situation der privaten Haushalte ist sehr uneinheitlich. In keinem anderen Sek-tor dürfte dabei der Einfluss von Verhaltensänderungen eine größere Rolle spielen. Die deutliche Verschlechterung des Nettozinseinkommens der italienischen Haushalte – um immerhin 14,5% des BIP (EUR -241 Mrd.) – ist zum Beispiel in erster Linie auf den forcierten Abbau des großen Anleiheportfolios zurückzuführen.
Andernorts spielt vor allem die Relation von Ersparnissen und Schulden eine entscheidende Rolle sowie die Frage, wie schnell Zinserleichterungen auf der Kreditseite durchschlagen: Gerade Hypothekarkredite haben oftmals lange Zinsbindungen. All diese Faktoren führen dann dazu, dass die deutschen Haushalte unter den Niedrigzinsen leiden (-4,2% des BIP oder EUR -123 Mrd.), während spanische (+14,1% oder EUR 153 Mrd.) und portugiesische (+20% oder EUR 36 Mrd.) profitieren.“
Über die Studie
Die Studie wurde zum zweiten Mal durchgeführt. Sie misst Nettozinseinkommen in den vier Sektoren „Staat“, „Haushalte“, „nicht-finanzielle Unternehmen“ und „finanzielle Unternehmen“. So erlangt sie Aufschluss über die Wirkung der Zinsentwicklung in den Euroländern.
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Weiterführender Link
Allianz – Allianz Interest Income Calculator (englisch)