Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre letzte Entscheidung unter Präsident Mario Draghi verkündet. Noch einmal öffnet die EZB die Geldschleusen und der Einlagenzins rutscht mit -0,50 Prozent weiter ins Minus. „Es ist das erwartete Abschiedsgeschenk“, bewertet Daniel Franke, Finanzexperte von unserem Schwesterportal Tagesgeldvergleich.net den Schritt.
Alternativen müssen her
Die Sparer in Deutschland hätten indes gerne auf dieses Geschenk verzichtet. „Die Zentralbank zementiert die Niedrigzinsen damit langfristig ein“, so Franke. Die Zinssätze für täglich fällige Einlagen lägen bereits nahe der Nulllinie und die Abwärtsspirale bekäme erneut Schwung verpasst – selbst, wenn nicht mehr viel Spielraum nach unten bliebe. „Wir erwarten aber keine Flut von Strafzinsen für Privatanleger.“ Es sei nicht das Ziel der Banken, den Kunden zu verprellen. Stattdessen müssten Alternativen her.
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Sparer haben 1.593 Euro pro Kopf in neun Jahren verloren
An diesen Alternativen sollte auch Zinssparer interessiert sein, wenn sie die reale Entwicklung ihrer Anlagen betrachten. Allein für dieses Jahr prognostizieren die Experten von Tagesgeldvergleich.net einen Kaufkraftverlust von rund 32 Milliarden Euro. Im Juli 2019 lag der entsprechende Monatswert bei -2,99 Milliarden Euro. Wird die gesamte Entwicklung nach 2011 betrachtet, steigt das Minus auf 130,87 Milliarden Euro – das entspricht dem Gegenwert von fast 294 Airbus A380 Passagierflugzeugen. Für alle, denen diese Zahl zu unfassbar scheint: Pro Bundesbürger summiert sich der Kaufkraftverlust der vergangenen neun Jahre auf 1.593,07 Euro.
Ein spannender Fakt: Was die reale Rendite von Sparbüchern zwischen 1967 und 2003 angeht, war diese in 53 Prozent aller Monate negativ. Es entspricht daher eher der Regel, als der Ausnahme. „Wir empfehlen seit Jahren, nicht mehr als drei Monatseinkommen auf einem Spar- oder Tagesgeldkonto zu parken“, erklärt Daniel Franke. Für Beträge darüber hinaus gebe es sinnvollere Optionen.
Inflationsrate überdenken
Inwieweit die letzte von Mario Draghi verlesene EZB-Entscheidung die Inflationsrate ankurbelt, darüber lässt sich streiten. „Wir sind skeptisch“, gibt Daniel Franke zu. Als Inflationsziel gab die Europäische Zentralbank bisher „nahe 2,00 Prozent“ aus. Von diesem Wunschzustand hat sich Europa in den letzten Monaten entfernt. „Diese Zielsetzung ist sehr unflexibel“, erläutert Franke. Zudem gebe es andere Berechnungsgrundlagen, die in Erwägung gezogen werden könnten. Vielleicht, so Franke, sollte sich die EZB z. B. die Definition von Milton Friedman ansehen. Dessen „wahre“ Inflation komme für den Zeitraum 2000 bis 2018 auf durchschnittlich 2,87 Prozent in Deutschland und 3,33 Prozent in der Eurozone“
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