Die Exitpolitik der EZB ist im vollen Gange. Die Leitzinsen wurden angehoben und die auslaufenden Refinanzierungsgeschäfte der Banken nicht verlängert, wie money-insider berichtet. Die EZB versucht nun erste Schritte Richtung Normalität zu tun – und hat dabei eine sehr komplizierte Aufgabe:
Zum einen muss die EZB für Finanzstabilität sorgen und die zunehmende Inflation bekämpfen: Das Mittel dagegen lautet Zinserhöhung. Doch zum anderen muss die EZB auch Rücksicht auf die hochverschuldeten PIIGS-Staaten nehmen: Steigende Zinsen bedeuten eine höhere Zinsbelastung in Bezug auf die exorbitanten Schulden. Die gemeinsame Währung im Euroland verlangt eine einheitliche Geldpolitik. Die Situation in den einzelnen Euro-Staaten ist dagegen sehr unterschiedlich und duldet keine Gießkannen-Politik.
Inflation –Gefahr oder Segen?
In dieser schwierigen Lage stellt sich immer wieder die Frage, wie nun die mögliche Lösung für die hohe Verschuldung der Staaten aussehen könnte. Ein Staat wie Griechenland kann sich beispielsweise aus eigener Kraft nicht retten. Der Schuldenvirus erfasst unter anderem auch Italien –die drittgrößte Volkswirtschaft im Euroraum nach Deutschland und Frankreich.
Die undurchsichtige Politik der italienischen Staatsmänner führt allmählich zum Vertrauensverlust. Dies äußert sich unter anderem in einer starken Abwertung des Euros und heizt die Inflation zusätzlich an.
Die Inflation war bisher auf die steigenden Rohöl-und Lebensmittelpreise zurückzuführen. Da Öl in Dollar gehandelt wird, müssen Europäer nun deutlich mehr an Euro für den Öleinkauf aufwenden. Die Spritpreise steigen und kurbeln damit die nächste Inflationswelle an.
Doch die Inflation ist aus Sicht der verschuldeten Staaten nicht verkehrt. Sie hilft, die Schulden abzubauen. Solange die Zinsen niedrig und die Inflation hoch bleiben, führt dies zu negativen Realzinsen. Davor fürchten sich die meisten Anleger.
Doch die finanzielle Repression durch eine Regulierung des Zinsmarktes könnte tatsächlich die Lösung des oben geschilderten Problems bedeuten. Mehr zum Thema „negative Realzinsen“ können Sie auf krisennews.com nachlesen.
Die Zeit wird knapp
Es ist nur die Frage, in wie weit sich die EZB als unabhängige Institution mit klaren Handlungsaufgaben auf dieses politische Spiel einlässt. Außerdem ist fraglich, ob die EZB noch aktiv steuern kann – oder zwischenzeitlich nur eine Feuerwehrrolle übernommen hat und von einem Brandherd zum nächsten hetzt, um die Ausbreitung des Schuldenfeuers zu verhindern. Die sozialen Unruhen in den einzelnen Staaten, und insbesondere in den so genannten Peripherie -Staaten destabilisierte Regierungen wie in Griechenland und Italien, könnten den EZB-Bemühungen ein jähes Ende setzen und den Zerfall des Euros verursachen. Ein Videobeitrag zur aktuellen Finanzkrise gibt es auf koopmodus.blogage.de zusehen.