Aus vollen Rohren – EZB erhöht Leitzins auf 0,50 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Sitzung am Donnerstag, den 21. Juli 2022, bekanntgegeben, dass sie den Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) um 50 Basispunkte auf 0,50 Prozent anheben wird. Angekündigt waren im Vorhinein lediglich 25 Basispunkte. Doch angesichts der seit Monaten anhaltenden Rekordinflation mit zuletzt 8,60 Prozent in der Eurozone im Juni hat die EZB um Präsidentin Christine Lagarde wohl keinen anderen Ausweg gesehen. Ob dieser Schritt die erhoffte Wirkung erzielt, wird die Zukunft zeigen. Für die nächsten Sitzungen kündigte die EZB weitere Zinserhöhungen an.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Europäische Zentralbank (EZB) hebt Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,50 Prozent an
  • Erwartet waren lediglich 25 Basispunkte
  • Maßnahme, um Rekordinflation in den Griff zu bekommen
  • weitere Zinserhöhungen angekündigt

Viele Jahre auf der Nulllinie

Mehr als elf Jahre ist es her, dass der Leitzins in Europa von der EZB das letzte Mal angehoben wurde, am 07. Juli 2011 von 1,25 auf 1,50 Prozent. Nur wenigen Monate später sank er wieder auf seinen vorherigen Stand und dann sukzessive weiter, bis er schließlich am 10. März 2016 die Nulllinie erreichte. Die Weltwirtschaft lief sehr gut, die Inflation war auf einem normalen Niveau und so gab es für die EZB über viele Jahre keinen Grund daran etwas zu ändern. Erst mit dem Einschnitt der Corona-Krise wurden Stimmen laut, die EZB müsste den Leitzins erhöhen, um die höhere Inflation abzumildern. Doch die EZB blieb gelassen bei ihrer Niedrigzinspolitik und tat nichts.

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Quellen:

Ukraine-Krieg treibt Inflation in die Höhe

Als dann im Februar dieses Jahres der Ukraine-Krieg ausbrach, führte das in vielen Bereichen des Lebens zu höheren Preisen. Vor allem die Preise für Öl und Gas schnellten in die Höhe und verteuerten das Leben vieler Bürger immens. Während die US-amerikanische Zentralbank Fed mit zwei Zinserhöhungen auf die ebenfalls sehr hohe Inflation in den USA reagierte, wartete die EZB weiter ab und heimste dafür auch viel Kritik ein. Im Juni erreichte die Inflation in Deutschland mit 8,60 einen neuen Rekord. Und da auf absehbare Zeit keine Besserungen in Sicht scheint, sah sich wohl auch die EZB im Zugzwang und erhöht deshalb den Leitzins zum 27. Juli auf 0,50 Prozent.

Negativzinsen fallen weg

Mit den Leitzinsen wird auch der Einlagenzins von -0,50 auf 0,00 Prozent angehoben. Das ist der Prozentsatz, den Banken bezahlen müssen, wenn sie ihrerseits überschüssiges Geld bei der EZB parken. Diese Negativzinsen haben die meisten Banken bisher ab einem bestimmten Einlagenbetrag an ihre Kunden weitergegeben. Da die Negativzinsen zeitnah wegfallen, ist davon auszugehen, dass auch die Banken diese nicht mehr berechnen.

Weiterführende Links

www.handelsblatt.com – Artikel

www.spiegel.de – Artikel

www.tagesschau.de – Artikel