Fintech Raisin übernimmt MHB-Bank

Raisin, das Fintech hinter dem Zinsportal WeltSparen, hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden: Es übernimmt die MHB-Bank, die bisher bereits als Partnerbank fungierte. Aus der Fintech-Branche ist man eigentlich gewohnt, dass Banken bei den Startups einsteigen und nicht umgekehrt. Raisin hält den Schritt jedoch für sinnvoller, als eine eigene Banklizenz anzustreben.

Expansion in der EU wird einfacher

Raisin will mit der Übernahme seine Geschäftsfelder entlang der Wertschöpfungskette erweitern. In der Pressemeldung heißt es: „Als eines der führenden Fintechs in Europa glauben wir an nachhaltige Veränderungen im Finanzwesen, die die Bedürfnisse der Kunden und Partner in den Mittelpunkt stellen. Gemeinsam mit der MHB-Bank können wir unsere Dienstleistungen für unsere Kunden, Partnerbanken und Kooperationspartner weiter ausbauen und nahtlos verzahnen.“[1]

Die MHB-Bank verfügt über eine Vollbank-Lizenz, was für Raisin einige Vorteile bringt. So vermittelt das Fintech über WeltSparen inzwischen nicht nur Tages- und Festgelder, sondern bietet auch ETF-Portfolios an. Bisher werden diese nur in Deutschland vertrieben. Mit der Vollbank-Lizenz könnte es für Raisin leichter werden, diese in der gesamten EU Anlegern zur Verfügung zu stellen.[2]

Strukturen einer Bank müssen nicht eigens aufgebaut werden

Eine andere Option für Raisin wäre gewesen, selbst eine Vollbank-Lizenz anzustreben, wie es viele andere Fintechs tun. Doch für Raisin kam das nicht in Frage. „Wir hätten die Strukturen einer Bank trotzdem aufbauen müssen“, heißt es von Mitbegründer Tamaz Georgadze.[3] Eine eigene Vollbank-Lizenz hätte unter anderem zu Folge gehabt, dass die über 160.000 Kunden zu Raisin übertragen worden wären, was einen enormen organisatorischen Aufwand bedeutet hätte.

Wie viel die Übernahme gekostet hat, ist indes unklar. Zuletzt hatte Raisin rund 100 Millionen Euro eingeworben. Diese sollen bei weitem nicht aufgebraucht worden sein. Die Marktstellung von Raisin dürfte gegenüber Konkurrent Deposit Solutions, der die Zinsportale ZINSPILOT und Savedo betreibt, gestärkt sein.

Über Raisin

Raisin wurde 2012 in Berlin gegründet. Über das Portal WeltSparen gibt es deutschen Sparern die Möglichkeit, ihr Geld auf Tages- und Festgeldern aus dem europäischen Ausland anzulegen. Einlagen sind auch dort bis 100.000 Euro je Kunde durch die gesetzlichen Einlagensicherung geschützt. Die Zinsen sind oft höher als bei deutschen Banken. Über 160.000 Kunden aus 31 Ländern haben Raisin insgesamt 11 Milliarden Euro anvertraut.

Das Fintech arbeitet mit nahezu 70 Partnerbanken zusammen. Dazu zählt das Tagesgeld der Resurs Bank, das mit 0,62 Prozent p.a. verzinst wird. Beim Festgeld Banca Sistema erhalten Sparer für eine Laufzeit von zwölf Monaten 1,25 Prozent p.a.


Weiterführende Links

[1] Raisin – Pressemeldung vom 07.03.2019

[2] WiWo – Raisin: Fintech kauf sich eine Partnerbank

[3] Tagesspiegel – Raisin kauft sich eine Bank