Wortspielereien bringen noch lange keine Lösung
Das Stichwort dabei heißt sich Primärüberschuss. Ein solcher Überschuss bedeutet für einen Staat, dass die Einnahmen, die er hat, höher sind als seine Ausgaben. Nur eines ist dabei wichtig, und genau dies wird in Sachen Griechenland zum Knackpunkt: in den Primärüberschuss werden keine Zinslasten ein berechnet, diese bleiben damit außen vor. Und selbst wenn die Schulden dann weiter steigen und steigen, wie es derzeit bei DEM Schuldenland in der Euro-Zone der Fall ist, macht man sich die Welt eben schön und rechnet sich einfach mal den Primärüberschuss heraus. Damit die Leute, die sowieso keine Ahnung haben, glauben: „Ah, die haben einen Überschuss, und sind gerettet.“ Doch das Gegenteil ist der Fall. Zwar mögen die Griechen jetzt wieder mehr Einnahmen als Ausgaben aufzuweisen haben – ohne Zinsen! – doch werden genau diese mit ein berechnet, wird das Ganze dann statt einem schönen Überschuss zu einem finanziellen Desaster.Primärüberschuss aber steigende Schulden!
Das Problem bei Griechenland ist vor allem eines: Zwar mögen die Einnahmen des Staates die Ausgaben übersteigen, aber letztlich betreiben sowohl die Europäische Zentralbank wie auch die Medien, die diesen ach so tollen Primärüberschuss so überaus positiv herausstellen nichts Anderes als Schönfärberei eines nach wie vor nicht gelösten Problems. Denn ein Punkt ist viel drastischer: Während die Staatsschulden des Landes weiter angestiegen sind, macht das Land nun auf den Finanzmärkten noch weitere Schulden.Statistik zur Staatenverschuldung
Und die Investoren haben die ersten Anleiheausgabe zuhauf überzeichnet, es gab einen regelrechten Run auf die neuen griechischen Staatsanleihen. Dies führt natürlich dazu, dass das Land noch weiter verschuldet ist wie bisher, denn auch diese aufgenommenen neuen Anleihen werden eines Tages wieder zurückgezahlt werden müssen. Nicht erwähnt werden müssen dabei wohl die zusätzlich auch noch anfallenden Kreditzinsen, die Griechenland dafür blechen muss.Doch wieso dann eigentlich das Gerade um den Primärüberschuss?
Auch diese Frage ist einfach zu beantworten. Der Primärüberschuss ist das Zünglein an der Waage, wenn es um weitere Finanzhilfen an Griechenland geht. Und genau, wer sich jetzt dabei denkt: das kann dann doch alles nur ein schlechter Scherz sein, dem können wir nur zustimmen. Denn genau hier merkt man dann, wie sehr sich die Europäische Zentralbank und die Troika – und auch Teile der Medien – die ganze Situation des hoch verschuldeten Landes schönreden wollen. Hier geht es nicht um die Schuldenlast, und vor allem um die steigenden Staatsschulden des Landes, sondern darum, ob die Einnahmen höher sind wie die Ausgaben. Nun stelle man sich dies bei einem privaten Haushalt vor. Er hat zum Beispiel, modellhaft gedacht, ein Einkommen von 2.000 Euro, dem gegenüber stehen fixe Ausgaben von 1.600 Euro im Monat. Damit bleiben bei dieser ersten Rechnung 400 Euro rein zum Leben über. Aber bei dieser Modellrechnung werden die Zinszahlungen und die Tilgungen von Schulden einfach unter den Tisch gekehrt.Aktuelles Tagesgeldranking auf einen Blick
Da diese aber bei unserem Beispielhaushalt bei 500 Euro im Monat liegen, steht er am Ende, wenn richtig gerechnet wird, mit einem monatlichen Minus von 100 Euro da – ohne dass der Haushalt dann auch nur einen Euro zum Leben haben würde. Der Haushalt hat damit eben keinen Überschuss, so wie die erste Rechnung ausgibt, sondern hat im Gegenteil, wie die zweite und korrekte Rechnung zeigt, ein deutliches Minus und damit ein großes Loch in der Kasse. Auf einen Staat bezogen bedeutet dies: es ist letztlich egal, wie hoch der Primärüberschuss auch sein mag, letztlich kommt es nicht auf diese simple Rechnung an, sondern darauf, wie das Ergebnis am Ende aussieht: die Einnahmen minus die Ausgaben minus die Zinszahlungen. Und wenn dann dabei unter dem Strich ein Minus herauskommt, dann ist dies ein Defizit, welches bei Griechenland nun noch weiter angestiegen sein dürfte aufgrund der neuen Ausgabe von Staatsanleihen, wobei die erste, wie oben bereits angeführt, völlig überzeichnet war. Und dies nur wenige Jahre nach dem massiven Schuldenschnitt, den die Anleger für früher gezeichnete griechische Anleihen hinnehmen mussten.Verrückte Welt oder: Es geht noch tiefer in die Krise!
Auf Ende des vergangenen Jahres lag die Verschuldung Griechenlands auf einem neuen Rekordminus von 177,3 Prozent. Dazu kommen die Aussagen gleich zweier Statistikbehörden, welche sowohl der Europäischen Zentralbank wie damit auch den Falschmeldungen der Medien widersprechen. Laut Eurostat wie auch der Elstat, der griechischen Statistikbehörde, hat Griechenland im vergangenen Jahr überhaupt keinen Primärüberschuss erzielt. Wie die beiden Behörden berechnet haben, lagen die Ausgaben Griechenlands nicht unter den Einnahmen, sondern tatsächlich darüber – und dies um gleich 15,89 Milliarden Euro. Damit ist, und dies ist das wirklich Erschreckende an den richtigen (!) Zahlen: Das Primärdefizit betrug damit im vergangenen Jahr nahezu das dreifache des Defizits von 2012. Und auch an der Gesamtverschuldung hat sich nichts Positives getan, das Gegenteil ist der Fall. Während die Verschuldung Griechenlands im Jahr 2012 noch 304 Milliarden Euro betrug, ist sie im vergangenen Jahr sogar auf 319 Milliarden Euro angestiegen – und damit auf noch bedenklichere Werte als im Jahr davor.Verkauft die EZB die Leute für dumm?
Dies bedeutet zugleich auch, dass die Europäische Zentralbank Zahlen an die Öffentlichkeit trägt, die einfach nicht richtig sind. Wodurch sich die Menschen in der Euro-Zone in falscher Sicherheit wiegen. Die Eurokrise ist überstanden, oder sie ist zumindest bald zu Ende, wird damit letztlich dem Volk klargemacht. Doch diese Sicherheit ist trügerisch, fußt sie doch auf sich schöngerechneten Zahlen, anstatt die Wahrheit zu sagen: wir stehen erst am Anfang der wirklichen Schrecken der Eurokrise.Zur Lage des aktuellen Leitzinses
Denn längst sind es nicht mehr nur die südeuropäischen Staaten der Währungsunion, die mit ihren Schuldenproblemen zu kämpfen haben. Auch die einstmals so starke Wirtschaftsnation Frankreich taumelt immer mehr in die Krise. Einzig Deutschland steht (noch?) gut da, doch wenn die ganze Sache irgendwann untergehen sollte, dann wird wohl auch unser Schiff mit untergehen. Und Nein, es geht dabei nicht um den Euro. Ohne den Euro hätten wir Bundesbürger längst nicht den Wohlstand und den Aufschwung, den wir heute haben. Es geht darum, dass Schaumschlägerei seitens einer unfähigen Führung der Europäischen Zentralbank betrieben wird, und dies just vor den Europa-Wahlen. Dabei wird vor allem eines klarer: der ehemalige Bundesbank-Chef, Axel Weber, der gute Chancen auf das Amt des EZB-Präsidenten gehabt hatte und dann zurückgetreten war, hat es irgendwie doch richtig gemacht. Lieber das Schiff rechtzeitig zu verlassen, anstatt als Kapitän mit ihm untergehen zu müssen.