Inflationsrate in der Euro-Zone steigt an

Inflation steigt anDer Schatten einer möglichen Deflation steht immer noch im Raum, dies ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch zeigt das Anziehen der Inflationsrate in der Euro-Zone im April diesen Jahres, dass es nun möglicherweise doch vorangeht. Im April 2014 hat die Jahresteuerungsrate im Euroraum laut Eurostat auf 0,7 Prozent zugelegt. Im März hatte die Inflationsrate noch auf nur 0,5 Prozent gelegen. Dies ist natürlich vielversprechend, zeigt sich doch, dass die Deflationsgefahr zaghaft weicht und nach und nach vielleicht doch wieder steigende Verbraucherpreise möglich sind.

Das Warten auf die steigenden Preise

Warum sollen die Preise denn eigentlich steigen? Dies mag jetzt der eine oder andere einwerfen. Eine kontrollierte Inflation zwischen 1,5% und 2% ist wichtig für ein gesundes Wirtschaftswachstum. Bezahlen wir für Waren und Dienstleistungen einen höheren Preis, fließt dieses Mehr an Geld den Unternehmen zu. Dieses Mehr an Geld wird investiert und neue Arbeitsplätze werden geschaffen und die Gehälter können steigen. Mehr Produktion und mehr Arbeitnehmer bedeuten mehr Steuereinnahmen, was dem Staat und damit uns allen zu Gute kommt. Steht die Wirtschaft auf derart soliden Beinen, kann die EZB den Leitzins anheben, was die Sparern freut und somit zukünftige Investitionen möglich macht. Es handelt sich also um eine Spirale, die sich nach oben schraubt, und das auch tun muss. Verhalten sich die Dinge gegenteilig, spricht man von einer Deflation. Dieser Preisverfall geht einher mit einer wirtschaftlichen Depression, wie wir Sie aus den späten 1920er Jahren kennen. Das Resultat der damaligen Entwicklung war die totale Geldentwertung, Massenarbeitslosigkeit und großflächige Armut. Die daraus resultierenden sozialen Spannungen waren in Deutschland und Italien ein fruchtbarer Boden für nationalsozialistische Bewegungen. Die Europäische Zentralbank arbeitet deshalb darauf hin, dass die Preise in der Euro-Zone wieder steigen und es nicht zu einer flächendeckenden Deflation kommt. Dabei nur allein auf die Entwicklung der Preise zu achten, wäre aber zu kurz gegriffen. Aspekte wie Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung dürfen bei den Überlegungen nicht außer Acht gelassen werden. Dennoch scheint für die EZB die Entwicklung der Preise das maßgebliche Merkmal und das Entscheidungskriterium für die geldpolitischen Maßnahmen zu sein. So ganz nachzuvollziehen ist das nicht. Bereits seit Jahren wird darum Kritik an den mitunter sehr fraglichen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank geübt. Oft erschienen die Maßnahmen der EZB nicht einmal wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, sondern eher wie Öl, das ins Feuer gegossen wurde.

Inflationsrate steigt – doch niedriger als im Jahr zuvor

Eine steigende Inflationsrate ist in der aktuellen Situation ein Signal, das nicht unterschätzt werden sollte. Dennoch, so erfreulich die wieder leicht steigenden Preise sind, die Jahresteuerungsrate für die Euro-Zone im April dieses Jahres liegt immer noch deutlich unter jener des Vorjahresmonats, April 2013.

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Quellen:

Wir haben für Sie noch viele weitere aktuelle und historische Statistiken zuusammengetragen. Damals hatte die Preissteigerungsrate 1,2 Prozent betragen, und war damals schon eine ganze Ecke von dem entfernt gewesen, was die Währungshüter gerne als Teuerungsrate für die Euro-Zone gesehen hätten. Gegenüber März 2014 stieg die Inflationsrate im April um 0,2 Prozent an, die monatliche Teuerungsrate entspricht damit der Steigerung in der jährlichen Teuerungsrate. Und auch in den Staaten der Europäischen Union (alle Staaten, auch die ohne Euro) stieg die Gesamtteuerung im April dieses Jahres wieder an. Hier lag die Inflationsrate im März noch bei 0,6 Prozent, im April 2014 stieg die Jahresteuerungsrate auf 0,8 Prozent. Beide Werte lagen damit leicht höher als die Inflationsrate in der Euro-Zone. Doch auch hier zeigt sich: im vergangenen Jahr war es besser mit den steigenden Preisen. Im April 2013 hatte die Teuerungsrate für die Europäische Union noch bei 1,4 Prozent gelegen. Die monatliche Inflationsrate vom April 2014 lag nur bei 0,1 Prozent, was trotz einer steigenden Gesamtteuerung nur wenig Grund zur Freude ist.

Unterschiedliche Preisentwicklung in den einzelnen Staaten

Die Entwicklung der Preise geht in den einzelnen Staaten, sowohl innerhalb der Euro-Zone wie auch in der gesamten EU, weit auseinander. Von minus 1,6 Prozent bis plus 1,6 Prozent gibt es eine große Bandbreite bei der Inflation. Hier gezielt einzugreifen wird immer schwieriger werden, da die einzelnen Länder nach wie vor nicht unter einen Hut zu bringen sind. Die höchste negative Jahresteuerungsrate gab es im April 2014 in Griechenland. Hier sanken die Preise im Vergleich zum April des vergangenen Jahres um 1,6 Prozent. Mit minus 1,3 Prozent liegt Bulgarien ebenfalls stark in einer negativen Preisspirale. In Zypern gingen die Preise im April dieses Jahres um 0,4 Prozent zurück, in Ungarn und der Slowakei um 0,2 Prozent und in Portugal und Kroatien wurde eine Inflationsrate von minus 0,1 Prozent ermittelt. Anders sah es in Österreich und Rumänien aus. Hier sanken die Preise nicht, sondern die Jahresteuerung stieg an, um plus 1,6 Prozent. Ebenfalls einen Anstieg gab es in Finnland, um plus 1,3 Prozent. Für Deutschland berechnete Eurostat eine Inflationsrate von 1,1 Prozent. Die Abweichung zur Inflationsrate vom Statistischen Bundesamt von 1,3 Prozent für Deutschland ergibt sich aus den unterschiedlichen Berechnungsmethoden von Destatis und Eurostat.

Preise für Pauschalreisen lassen Inflationsrate steigen

Wie Eurostat mitteilte, gab es einen Rückgang der Jahresteuerungsrate in sieben Mitgliedstaaten. In vier Staaten blieben die Preise indes unverändert, in 16 Staaten stiegen die Preise sogar an. Die Impulse für die Aufwärtsbewegung der Inflationsrate in der Euro-Zone kamen dabei am stärksten durch die Preisanstiege bei den Pauschalreisen mit plus 0,09 Prozent und Tabak und Elektrizität mit plus 0,07 Prozent, während die Kraftstoffe für Verkehrsmittel mit minus 0,18 Prozent, Telekommunikation mit minus 0,11 Prozent und Gemüse mit minus 0,08 die höchsten Preissenkungen darstellten. Diese Werte müssen dabei immer im Durchschnitt gesehen werden, gab es doch beispielsweise in Deutschland im April dieses Jahres aufgrund der zeitlichen Lage von Ostern einen starken Anstieg der Preise für Pauschalreisen um plus 10,4 Prozent gegenüber dem vergangenen April. Hier zeigt sich zugleich auch, wie sehr die Preise für solche Reisen in der Euro-Zone auseinandergehen, wenn letztlich unter dem Strich nur noch ein durchschnittliches Plus von 0,09 Prozent stehen bleibt.

Weitere Entwicklung der Preise wichtig

Im Verlaufe der kommenden Monate wird sich nun zeigen müssen, wie die Entwicklung der Jahresteuerung weiter voranschreiten wird. Kann die Europäische Zentralbank die Kurve kriegen und wirklich geldpolitische Maßnahmen installieren, welche zu einem flächendeckenden Anziehen der Preise führt? Oder wird die Schere bei der Inflationsrate zwischen den einzelnen Euro- und EU Staaten immer weiter auseinandergehen? Eines dürfte dabei wohl sicher sein: dass die Inflationsrate von knapp zwei Prozent, welche für die Preisstabilität als so wichtig erscheint, noch in diesem Jahr erreicht wird, ist unwahrscheinlich. Hierzu müssten die Preise sich in den Staaten, in denen die Jahresteuerungsrate derzeit negative verläuft, ins Plus drehen und weiter massiv ansteigen. Die Preise in den Staaten, die bereits eine positive Inflationsrate haben, müssten ebenfalls deutlich anziehen, damit im Durchschnitt dann die knappen zwei Prozent erreicht werden kann. Beides ist eher unwahrscheinlich. Die EZB wird damit wohl auch weiterhin gegen sinkende Preise und die Gefahr der Deflation in einigen Staaten der Euro-Zone kämpfen müssen.

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