Der Rat der Europäischen Zentralbank hat entschieden, der Leitzins bleibt gleich. Doch können Sparer nun wirklich aufatmen, oder haben sich die Banken bei ihren Zinsen für Spareinlagen nicht längst vom Hauptrefinanzierungssatz entkoppelt?
Nachdem im Juli des vergangenen Jahres der Leitzins auf nur noch 0,75 Prozent gesenkt wurde, entstand eine Zinssenkungswelle, die mehrere Monate anhielt und bis zum April dieses Jahres andauerte. Flächendeckend sanken die Zinsen für Tagesgeld wie auch für Einlagen auf Festgeldkonten zum Teil massiv, und ein Ende der Zinsschraube nach unten war nicht in Sicht. Im vergangenen Monat, am 2. Mai 2013, senkte die EZB den Leitzins für die Länder in der Euro-Zone dann auf 0,50 Prozent. Damit war ein neues historisches Tief erreicht, ein weiterer Zinsrutsch wurde erwartet.
Dieser kam jedoch nicht, zumindest nicht mehr in dem Ausmaß, wie es die Monate zuvor der Fall gewesen war. Nur noch vereinzelt senkten Banken ihre Zinsen für Tagesgelder und ihre Festgeldzinsen, der große Run blieb aus. Deshalb ist es in der gegenwärtigen Zinssituation schwer zu sagen, wie sich die Sparzinsen nun weiter entwickeln werden.
Es könnte sein, dass die Banken nur abgewartet haben, wie die EZB über den Leitzins entscheidet und nun ihre Zinssenkungen bekanntgeben werden. Oder aber es ist endlich, nach so vielen Monaten mit mitunter drastischen Zinssenkungen endlich die Wende da und es kehrt Ruhe ein. Die Sparer dürfte es freuen. Doch vielleicht ist dies auch nur die Ruhe vor dem Sturm? Noch ist der Leitzins nicht über Monate hinaus gesichert. Bereits im kommenden Monaten, oder zwei, drei Monaten könnte dieser so wichtige Zinssatz weiter gesenkt werden.
Dies wird auch von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in der Euro-Zone abhängen. Wird die Rezession in den Griff bekommen, dürfte der Leitzins auf 0,50 Prozent bleiben. Wird sich die wirtschaftliche Lage im Euroraum weiter verschlechtert, ist früher oder später ein weiteres Absenken des Leitzinssatzes zu erwarten. Es sei denn, der Rat der Europäischen Zentralbank kommt irgendwann doch noch in der Realität an und trifft geldpolitische Entscheidungen, die nicht mehr kontraproduktiv sind, sondern für eine tatsächliche Stabilität des Euro sorgen. Ein niedriger Leitzins und der sinnfreie Aufkauf von Staatsanleihen der europäischen Schuldenstaaten tut dies nämlich nicht.