Europäische Zentralbank: Leitzins bleibt, Trichet geht

Wir schreiben den Oktober 2011, den letzten Monat der Amtszeit von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Die Europäische Zentralbank nimmt zum 1. November einen turnusmäßigen Wechsel des Ratspräsidenten vor, Nachfolger von Trichet wird Mario Draghi.

Zum Wechsel der Präsidentschaft hinterlässt der bisherige Vorsitzende der EZB einen bitteren Beigeschmack: die Europäische Zentralbank kaufte Staatsanleihen überschuldeter Euro-Staaten an, was gar nicht ihre Aufgabe ist (und möglicherweise gar einen Rechtsverstoß darstellt) – und der EU-Leitzins bleibt gleich, obwohl die Inflation in der Euro-Zone tobt und mittlerweile bei drei Prozent liegt.

Auf Jean-Claude Trichet, der immer wieder aufgrund verschlafener Entscheidungen umstritten war, wird der bisherige Chef der italienischen Zentralbank, der Banca d’Italia folgen. Favorit auf den EZB-Ratsvorsitz war eine ganze Zeitlang der ehemalige Bundesbank-Präsident Axel Weber gewesen, der dann jedoch das Handtuch warf und dann auch noch seinen Posten früher als gedacht verließ.

Mit Draghi kommt nun ein Mann, der im Moment möglicherweise größere Probleme hat als den kommenden Ratsvorsitz. Italiens Rating wurde jüngst herabgestuft, und auch Italiens Banken wurden mittlerweile hart getroffen. Das Land befindet sich damit möglicherweise vor dem Beginn einer Krise.

Ob der neue EZB-Präsident Draghi den Leitzins, der so wichtig ist für Sparer und Banken, hochsetzen oder senken wird? Die Experten sind sich wieder mal uneins über die richtige Linie. Ein Teil will eine Erhöhung des Leitzinses zur Abschwächung der Inflation in der Euro Zone – der andere Teil ein Senken des Leitzinssatzes zur Bekämpfung einer möglicherweise kommenden Rezession. Sparer, die auf Tagesgeld oder Festgeld setzen, wären natürlich am ersterem interessiert, aber was wird Mario Draghi tun in seiner ersten Ratssitzung?

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