Einlagen in Zypern werden zwangsenteignet. Da in Deutschland nicht für die hohen Zinsen auf zypriotischen Banken geworben wurde, stört dies die Politiker hierzulande wenig. Es ist ja nicht "ihr" Geld, das einfach weggenommen wird, anders sieht es hingegen aus mit russischen Konten.
Viele Behörden und auch Unternehmen haben Konten in Zypern und dort mehr oder minder viel Geld angelegt. Der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, hat sich klar gegen die Enteignung ausgesprochen und spricht von Diebstahl. Kehrt jetzt der Kalte Krieg zurück, dank der Eurokrise?
Fakt ist: das Geschäftsmodell der Banken in Zypern scheint vielen in der Eurogruppe zu missfallen. Dass dabei auch russische Behörden und Unternehmen ihr Geld verlieren, scheint niemanden wirklich zu interessieren. Da kommt dann nur: endlich geht es auch denen an die Taschen, die es verdient haben.
Fakt ist aber auch: es sind Einlagen auf Banken, wie sie überall in der Euro-Zone möglich sind. Auch in Deutschland und auch hier wurden immer wieder "Kampfzinsen" angeboten, um an die Gelder der Sparer zu kommen.
Uns erscheint es deshalb so, als wolle man hier gezielt russischen Einlagen an die Wäsche, und dies ohne Rücksicht auf Verluste. Dass dabei auch zahlreiche Zyprioten Teile ihrer Ersparnisse und ihrer Altersvorsorge verlieren, spielt dabei dann keine Rolle. Stattdessen kommt immer wieder der Vorwurf von Geldwäsche auf und so mancher Politiker hierzulande scheint sich so in dieses Thema reingesteigert zu haben, dass das klare Denkvermögen aussetzt.
Geldwäsche würde in diesem Fall bedeuten, dass illegale Gelder auf Konten angelegt werden, um sie dann „reingewaschen“ wieder in Russland einführen zu können. Irgendwie kann da also etwas nicht stimmen. Vielleicht wäre es dann doch hilfreich, die seit 2006 geltende EU-Geldtransferverordnung zu lesen, um festzustellen, dass die Geldwäsche in der Europäischen Union vehement bekämpft wird. Und ja, man mag es angesichts der Reden der letzten Wochen kaum glauben, aber Zypern ist eines der 27 Mitgliedsländer der EU.
Dass ein Land hier systematisch in die Enteignung ihrer Bürger und in die Enteignung russischer Geld getrieben wird, ein Narr wäre der, der dabei nichts Böses denkt. Der kalte Krieg hat neu begonnen, nur auf anderer Ebene als früher. Heute sind es nicht die Atomwaffen, die eine Gefahr darstellen, heute sind es die Waffen der Eurogruppe, die auf Russland zielen. Mit einer zumindest in weltwirtschaftlicher Hinsicht nicht geringeren Gefahr…