Die Europäische Zentralbank (EZB) geht mit einem erwarteten Schritt in die Sommerpause. In der aktuellen Ratssitzung entschieden die Notenbanker, den Leitzins erneut um 25 Basispunkte anzuheben. Der Leitzins klettert damit auf 4,25 Prozent. Angepasst wird zudem der Einlagenzins, zu dem Banken überschüssiges Zentralbankguthaben bei der EZB parken können. Jener steigt auf 3,75 Prozent. Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität geht ebenfalls auf 4,50 Prozent aufwärts. Die Änderungen treten zum 2. August 2023 in Kraft.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Leitzins der EZB steigt zum 9. Mal in Folge
- Zinssatz der Einlagefazilität klettert auf 3.75 Prozent p.a.
- FED legte bereits am Vortag mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte vor
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EZB sieht starke Wirkung
An den Gründen der Anhebung hat sich wenig geändert. Indes soll die Inflation im restlichen Jahresverlauf weiter sinken, wobei sie wohl über einen längeren Zeitraum über dem Zielwert bleiben wird – so die EZB-Aussage. Insgesamt sieht die Zentralbank eine Abschwächung vorher und erklärt, dass die bisherigen Zinserhöhungen eine „starke Wirkung“ zeigen.
Zuletzt sank die Inflation im Euroraum auch leicht auf 5,5 Prozent im Juni 2023. Im Vormonat lag der Wert noch bei 6,1 Prozent bzw. zu Jahresbeginn bei 8,6 Prozent. Indes liegt die Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) immer noch bei 5,4 Prozent.
Des Weiteren hat der EZB-Rat beschlossen, die Mindestreserven künftig mit 0,00 Prozent zu verzinsen. Damit bleibe die Wirksamkeit der Geldpolitik gewahrt.
Die Bestände aus dem Anleihekaufprogramm (APP) sinken derzeit weiter. Bei den Papieren des Pandemie-Notfallprogramms beabsichtigt die EZB, die Tilgungsbeträge mindestens bis Ende 2024 weiterhin bei Fälligkeit wieder anzulegen.
Zinsschritt wurde bereits erwartet
Die meisten Experten gingen bereits vorab von einer Zinserhöhung der EZB aus. So erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank kürzlich, dass er zwar einen weiteren Rückgang der Kerninflationsrate erwarte, dieser aber langsam und zäh ausfallen werde. „Damit gilt: Eine Zinsanhebung im Juli ist so gut wie sicher“, so Gitzel Ende Juni.
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Entscheidung der FED am Vortag
Am Vortag der EZB-Entscheidung gab auch die US-Notenbank Federal Reserve eine Zinsänderung bekannt und erhöhte den Leitzins der USA um einen Viertelprozentpunkt auf eine Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Im Juni hatte die FED bei den Zinsanhebungen pausiert. Vielfach wird davon ausgegangen, dass die amerikanische Notenbank mit diesem Schritt ihren Zinsgipfel erreicht haben dürfte.
Die EZB geht mit der jüngsten Ratssitzung jetzt in die Sommerpause. Die nächste geldpolitische Sitzung mit Zinsentscheid findet am 14. September 2023 in Frankfurt am Main statt.