Lockere Geldpolitik: Tages- und Festgeldzinsen sinken!

Die Zinsen für Tagesgeldangebote sinken. Das ist wohlmöglich die Konsequenz aus den dreijährigen Krediten, die die Europäische Zentralbank den Geschäftsbanken gegen Ende des letzten Jahres und zu Beginn des neuen Jahres 2012 in nahezu unbegrenzter Höhe zur Verfügung gestellt hat. Damit ist die Liquiditätsversorgung und Refinanzierung der Geschäftsbanken zu einem Kreditzins der EZB von nur einem Prozent so günstig wie noch nie. Das macht es für viele Geschäftsbanken unrentabel, sich weiterhin zu hohen Tagesgeldzinsen über die Kundeneinlagen zu refinanzieren. Dies wäre praktisch ein Verlustgeschäft, denn keine Geschäftsbank ist letztlich dauerhaft bereit, Kunden für ihre Einlagen bis zu 2,8 Prozent Zinsen zu zahlen, während die Einlagenbeschaffung bei der EZB zu weniger als der Hälfte der Zinsen möglich ist. Die nahe Substitutsbeziehung zwischen der Refinanzierung über Kundeneinlagen und die Refinanzierung bei der EZB auf dem Regulierungsgeldmarkt wird dadurch deutlich.

Der Rückgang der Tagesgeldzinsen ist besonders im Laufe der letzten Woche sehr deutlich geworden. Insbesondere sind Zinsrückgänge bei den Banken zu verzeichnen, die im Tagesgeldvergleich über lange Zeiträume auf den ersten Plätzen rangierten. Die Bank of Scotland senkte beispielsweise ihre Zinsen auf das Tagesgeldkonto von 2,8 Prozent schrittweise auf mittlerweile nur noch 2,6 Prozent ab. Die erst kürzlich mit Tages- und Festgeldprodukten an den Start gegangene Barclays Bank vollzog einen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte von 2,75 Prozent auf 2,5 Prozent beim Tagesgeld. Aktuell bietet die niederländische NIBC Direct Bank weiterhin mit 2,75 Prozent hohe Tagesgeldzinsen. Verzichtet man auf die erweiterte deutsche Einlagensicherung, über die auch die NIBC Direct nicht verfügt, kommen zudem noch die österreichische VTB Direktbank mit 2,73 Prozent sowie das MoneYou Tagesgeld mit 2,78 Prozent in den oberen Bereich beim Tagesgeldvergleich.

Parallel zum Zinsrückgang bei den Tagesgeldkonten werden auch Festgeldprodukte weniger hoch verzinst. Auch hier liegt die NIBC Direct derzeit mit einem Zins von 3,1 Prozent bei einjähriger Laufzeit im oberen Bereich des Vergleichs. Die Bank of Scotland hingegen bietet für zwei Jahre nur noch 2,8 Prozent pro Jahr. Ein weiterer Zinsrückgang bei Tages- und Festgeldprodukten darf auch in den kommenden Monaten weiter erwartet werden, wenn die EZB ihre Geldpolitik nicht restriktiver gestaltet als bisher.

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