Staatsverschuldung in Deutschland steigt weiter

Der Bankenverband informiert im Rahmen ihres Verbraucher-Services über die aktuelle Staatsverschuldung der Bundesrepublik Deutschland. In einer aktuellen Pressemitteilung heißt es, dass jeder zweite Bundesbürger die Erwartung hat, dass sich die Staatsverschuldung in den kommenden 10 – 15 Jahren weiter erhöhen wird. Es liegt nahe, dass diese Erwartungen auf den historischen Erfahrungen der Bürger fußen. In den letzten Jahrzehnten hat es ein permanentes Wachstum der Staatsverschuldung gegeben. Während die Staatsverschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt Deutschlands in den siebziger Jahren noch unterhalb von 20 Prozent lag, ist sie nun mittlerweile bei über 80 Prozent angelangt (siehe dazu auch unsere Statistik).  In absoluten Zahlen heißt dies, dass die Verschuldung der öffentlichen Haushalte in Deutschland aufsummiert bereits über der Marke von 2 Billionen Euro liegt.

Staatsverschuldung Deutschlands in Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP)

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Quellen:

Die im ersten Absatz erläuterte Kennzahl der Defizitquote hat auch bei den Beitrittsverhandlungen von Kandidaten für die Europäische Währungsunion (EWU) eine wichtige Rolle gespielt. Das Defizitkriterium war im Rahmen der Maastrichter Konvergenzkriterien verankert und besagte, dass die Defizitquote bei maximal 3 Prozent liegen darf. Auch für den absoluten Schuldenstand gab es eine Obergrenze, die durch die Schuldenquote definiert wurde. Diese wird als Relation der kumulierten Schulden zum Bruttoinlandsprodukt des Landes errechnet und sollte 60 Prozent nicht überschreiten. Dieses Kriterium würde Deutschland unter aktuellen Gesichtspunkten mit einem Wert von über 80 Prozent demnach verletzten. Es stellt sich die Frage, ob Deutschland angesichts der hohen Staatsverschuldung also auch im europäischen Vergleich tatsächlich der Stabilitätsanker ist, für den es immer wieder gehalten wird.

Die Auswirkungen eines zu hohen Schuldenstandes sind in erster Linie mit Einschnitten für zukünftige Generationen zu verbinden. Ein hoher Schuldenstand heute schränkt die finanzpolitischen Handlungsspielräume aufgrund erhöhte Zins- und Tilgungszahlungen ein. Gleichzeitig ergibt sich jedoch auch eine Schnittmenge mit der Geldpolitik, die Deutschland momentan auch erheblich zu spüren bekommt. Ist die Geldpolitik expansiv (wie aktuell) wirkt sich dies senkend auf die Zinsen zur kurzfristigen Kreditaufnahme aus. Deutschland kann sich deshalb derzeit zu teilweise negativen Zinsen verschulden – wie interessierte Leser auch unserer Infografik zum Thema Vergleich der Rendite von Bundesanleihen und Festgeld entnehmen können. Wird die Geldpolitik zukünftig jedoch wieder restriktiv, werden durch die ansteigenden Zinsen die Zinslasten wieder deutlich erhöht.

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