
- André Sapir von der Université Libre de Bruxelles,
- Claudia Buch, die Vizepräsidentin der Bundesbank,
- Mark Carney, der Präsident der Bank of England (= der britischen Notenbank),
- Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und viele weitere Hochkaräter aus der Welt der Finanzen.
Finanzielle Entwicklung und Wachstum gehen Hand in Hand
Weidmann ist wie viele Experten der Ansicht, dass Wohlstand mitunter nur durch Verschuldung geschaffen werden kann. Weidmann in seiner Rede zur Konferenzeröffnung: „Zu viele Schulden können gefährlich sein. Aber es gilt auch, dass die Verschuldung unverzichtbar ist. Es ermöglicht jemand mit einer Idee, aber ohne Kapital, um dieser Idee zu folgen, die Schaffung von Wohlstand, welche sonst nicht möglich gewesen wäre. Viele Studien zeigen, dass die finanzielle Entwicklung und Wachstum Hand in Hand gehen.“ Weidmann weiter: „Der Verzicht auf Schulden ist keine Option. Vielmehr sind Schulden, wie so viele andere Wirtschaftsfragen, nicht eine Frage von „ja“ oder „nein“, sondern eine Frage des „Wie“ und „wie viel“ – ein Goldilocks Thema. Oder, wie der ehemalige Chefökonom BIS Stephen Cecchetti und seine Kollegen Madhusudan Mohanty und Fabrizio Zampolli formulierten: „Verschuldung ist ein zweischneidiges Schwert. Richtig eingesetzt und in Maßen, bringen sie eine deutliche Verbesserung. Wohl aber, wenn sie unvorsichtig und im Überschuss eingesetzt wird.. , kann das Ergebnis eine Katastrophe sein.“ Weidmann macht damit deutlich, wie wichtig es ist, die richtige Waage zwischen Verschuldung und Finanzstabilität zu finden. Nun ginge es darum eine europäische Lösung für die gegenwärtige Lage zu finden.2014 – 2016: Prognose der Staatsverschuldung in einigen EU-Mitgliedsstaaten
2014 | 2015 | 2016 | |
---|---|---|---|
EU | 88,1 Prozent | 88,3 Prozent | 87,6 Prozent |
Deutschland | 74,5 Prozent | 72,4 Prozent | 69,6 Prozent |
Griechenland | 175,5 Prozent | 168,8 Prozent | 157,8 Prozent |
Italien | 132,2 Prozent | 133,8 Prozent | 132,7 Prozent |
Zypern | 107,5 Prozent | 115,2 Prozent | 111,6 Prozent |
Spanien | 98,1 Prozent | 101,2 Prozent | 102,1 Prozent |
Euro-Zone | 94,5 Prozent | 94,8 Prozent | 93,8 Prozent |
Quelle: European Commision, Statista
Im Rahmen der Statistik wird eine Prognose zur Staatsverschuldung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Zaitraum 2014 bis 2016 gegeben. Sie steht in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Angaben sind in Bezug auf den Gesamtstaat zu sehen. Sie beinhalten u. a.- die Schulden des Zentralstaats,
- der Länder,
- der Gemeinden und Kommunen sowie
- der Sozialversicherungen.
Die große Frage: Bail-In oder Bail-Out
Ein Bail-In bezeichnet die Beteiligung der Gläubiger an den Schulden des Schuldners. Dies wurde beispielsweise praktiziert, als Griechenland den Schuldenschnitt bekommen hatte und private wie institutionelle Anleger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichteten. Ein Bail-Out ist ein Rettungsschirm, unter den sich Verschuldete „stellen“ können und der ihnen dabei hilft Schulden abzubauen. Der Rettungsschirm der Euro-Zone heißt ESM und ist nach wie vor bei Bürgern wie bei Experten umstritten. Zur Frage Bail-In oder Bail-Out machte Bundespräsident Jens Weidmann einige wichtige Ausführungen. Weidmann bei der Konferenzeröffnung: „Der Finanzsektor ist einzigartig, eine Störung dieses Sektors beeinträchtigt das Funktionieren aller anderen Sektoren der Wirtschaft. Eine Krise ist eine ständige Warnung, dass eine Fehlfunktion nicht ausgeschlossen werden kann. Einige Formen des Schutzes werden daher zwangsläufig verletzt für ansonsten Unbeteiligte in der Realwirtschaft. Abhängig von der Art der Fehlfunktion, kann die Zentralbank den Schutz geben. Wenn das Problem ein temporäres Austrocknen der Liquidität ist, kann es als Kreditgeber letzter Instanz handeln und die notwendigen Mittel liefern – interimistisch. Aber wenn das Problem eine Zahlungsfähigkeit ist, dann hat die Zentralbank keine Rolle zu spielen, da das Geld der Steuerzahler letztlich auf dem Spiel könnte. Vielmehr ist es dann an der Politik zu entscheiden, ob wir eine Bank nicht oder nicht.“Surftipp: Zur aktuellen Inflationsrate
Perioden erfolgreicher Reduzierung von Staatsschulden zwischen 1985 und 2008
