Solvency II: Versicherungen sollen nicht zu Banken werden

Nach der Finanzkrise sind die regulatorischen Anforderungen für die Bankenwelt strenger geworden. Zwar wird von Seiten der Politik immer noch kritisiert, dass die Regulierung nicht streng genug durchgreift. Viele Banken sehen sich allerdings gerade in Anbetracht der neuen Eigenkapitalvorschriften im Rahmen von BASEL III erheblichen Herausforderungen gegenüber. Doch auch vor der Versicherungsbranche hat die Regulierung nicht Halt gemacht. Schließlich verfügen Versicherungsunternehmen über erhebliche Mengen an Kapital, die zur Erzielung einer entsprechend hohen Rendite an den Märkten angelegt werden. Wichtig ist, dass vor allem Lebensversicherer an den Kapitalmärkten eine Verzinsung erzielen können, die über der Garantieverzinsung liegt, die den Versicherungsnehmern versprochen wurde. Nur dann ist es für die Versicherung möglich, kostendeckend und mit einer Eigenrendite zu arbeiten.

Durch Solvency II werden einige Anlageprodukte für Versicherungen weniger interessant, da sie mit höheren Eigenkapitalquoten unterlegt werden müssen. Dies macht beispielsweise Aktien, die eine sehr hohe Unterlegung haben müssen, im Vergleich zu anderen Investments unattraktiv. Aus diesem Grund befürchten bereits einige Unternehmen, dass mit den Versicherern wesentliche Investoren wegfallen und Schwierigkeiten bei der Unternehmensfinanzierung entstehen. Auf der anderen Seite werden andere Investments relativ attraktiver – und dazu zählt etwa auch die Vergabe von Darlehen oder die Finanzierung von Immobilien. Dies sind eigentlich klassische Geschäftsfelder von Banken und hat für diese damit weitreichende Konsequenzen. Versicherer könnten in Zukunft zunehmen in Konkurrenz zu Banken stehen.

Die europäische Versicherungsaufsicht hat nun mitgeteilt, dass genau dies nicht beabsichtigt ist. Jegliche Anreize dafür, dass Versicherer typische Bank-Risiken übernehmen, sollen vermieden werden. Dies teilte der Chef der EU-Behörde EIOPA mit. Die einzige Intention von Solvency II soll sein, dass keine Anreize bestehen um nicht nachhaltige Praktiken durchzuführen, die mit der ökonomischen Wirklichkeit hinterfragt werden. Die genaue Ausgestaltung des Regulierungswerks Solvency II ist immer noch unklar. Die Einführung wurde bereits mehrfach verschoben. Daher wird es interessant sein, in welches Spannungsfeld Banken und Versicherungen durch diese Regulierung geraten. Folgt dieses tatsächlich den Äußerungen des Behördenchefs, könnten tatsächlich größere negative Folgen für die Banken vermieden werden.

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