Zerfall der Eurozone: Banken sichern sich gegen Schreckensszenario ab

Erst vor wenigen Tagen äußerten sich Ökonomen gegenüber Bundesbankpräsident Jens Weidmann sehr kritisch: Weidmann hatte in einem Brief an den EZB-Präsidenten indirekt angedeutet, in Anbetracht hoher Salden aus dem Zahlungssystem Target2 eine Art Notfallplan für den Fall eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone für die Bundesbank zu entwickeln. Weidmann befürchtet, dass die Bundesbank bei einem Austritt Griechenlands auf diesen Salden sitzen bleibt und selbst für sie aufkommen muss. Auf ein solches Szenario versuchte er hinzuweisen und es möglicherweise schon im Vorfeld einer derartigen Situation zu vermeiden. Der Aufschrei vieler Volkswirte war groß: Keineswegs dürfe man Sicherungsmaßnahmen durchführen, die den Austritt Griechenlands aus der Eurozone absichern. Eine derartige Vorgehensweise würde die Wahrscheinlichkeit nur drastisch erhöhen, dass dieser Fall auch tatsächlich eintritt.

Schaut man von der Bundesbank auf die Banken der Privatwirtschaft, kann man allerdings bei fast allen Banken und zunehmend auch bei großen Unternehmungen genau derartige Sicherungsklauseln feststellen. Schon seit längerer Zeit legen Banken und Unternehmen verstärkt auch bei innereuropäischen Verträgen ganz klar fest, was indirekt im Fall eines Zerbrechens der Eurozone passiert – vor allem – welche Währung dann gilt. Auf derartige juristische Feinheiten legen Banken und Unternehmen immer mehr wert.

Eine andere Möglichkeit, von der viele Banken derzeit vermehrt Gebrauch machen, ist die stärkere Ausbalancierung von Verbindlichkeiten innerhalb einer Bank. Es ist fortwährend zu beobachten, dass sich die Refinanzierung der Banktöchter im Süden Europas auch über südeuropäische Töchter abwickelt. Dies hat zum Vorteil, dass bei einem Austritt des Landes zum einen natürlich die Schulden wieder in der alten Währung notiert werden, aber auch die Verbindlichkeiten, die man beispielsweise durch die Aufnahme von Staatsanleihen dieses Staates in seiner Bilanz notiert. Damit können starke Auswirkungen durch ein Umrechnen und möglicherweise Abwerten einer neuen Währung gegenüber dem Euro vermieden werden.

Mit diesen Maßnahmen tun also die Banken und Unternehmen der Privatwirtschaft schon sehr lange das, was von Ökonomen in Bezug auf den Bundesbankpräsidenten kritisiert wurde. Wenn die Annahme einer "self-fulfilling-prophecy" tatsächlich gilt, dann wäre der Austritt Griechenlands oder der Zerfall der Eurozone im Allgemeinen anhand dieser Aspekte wohl sehr wahrscheinlich geworden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert