EZB-Schattenrat plädiert mehrheitlich für Zinssenkung

Der aktuelle Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt bis Donnerstag voraussichtlich noch unverändert auf seinem bisherigen Tiefststand von 1 Prozent. Die EZB hat ihn unter der neuen Leitung von EZB-Präsident Mario Draghi schrittweise auf diesen Wert abgesenkt um die Refinanzierung der Banken zu sichern und eine Kreditklemme zu verhindern. Gleichzeitig unterstützt die Zentralbank die Banken bei der Refinanzierung mit hohen Kreditvolumen zu diesem niedrigen Zinssatz für eine Laufzeit von drei Jahren. Damit schwemmt sie derzeit den Geldmarkt und beeinflusst damit unter anderem den starken Auftrieb an den Aktienmärkten. Denn diese Hausse muss schließlich irgendwie finanziert werden.

Wenn am kommenden Donnerstag der EZB-Rat tagt, könnten wieder Zinsänderungen oder besondere geldpolitische Maßnahmen auf der Tagesordnung stehen. Zwar ist im Vorfeld keinerlei Äußerung seitens der Zentralbank zu vernehmen, dass etwas an den derzeitigen Zinsen geändert werden solle, dennoch spekulieren die so genannten Schattenräte im Vorfeld der Ratssitzung über mögliche Optionen der Zentralbank. Der Schattenrat des Handelsblatts, dem 15 populäre Volkswirte aus ganz Europa angehören, hat sich in der gestrigen Ausgabe des Handelsblatts mehrheitlich für eine weitere Zinssenkung positioniert. So voteten 11 der 15 Experten für eine weitere Senkung des Leitzinses um 0,25 oder gar 0,5 Prozentpunkte. Unter anderem halten Julian Callow, Chefvolkswirt von Barclays Capital, Jacques Cailloux, Chefvolkswirt von RBS oder Elga Bartsch, Chefvolkswirtin von Morgan Stanley, diesen Weg als richtige Option. Deutsche Vertreter im Schattenrat wie etwa Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, plädierten dafür, den Leitzins konstant zu halten.

Wie der EZB-Rat entscheiden wird, wird am Donnerstag in den Medien gemeldet werden. Die Diskussion wird derzeit aber auch beherrscht von den sogenannten Target2-Salden. Bundesbankchef Jens Weidmanns Brief an den EZB-Präsidenten, in dem er sich sorgt, dass die Bundesbank bei einer möglichen Pleite oder gar dem Austritt Griechenlands auf den aufgebauten Salden sitzen bleibt, hat für ordentlich Zündstoff gesorgt. Hier waren sich die Schattenräte einig, dass keinerlei Sicherungsmaßnahmen für einen möglichen Austritt Griechenlands ergriffen werden sollten, da dies den tatsächlichen Eintritt dieser Situation nur wahrscheinlicher machen würde und die Märkte zunehmend verunsichert.

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