EZB Zinsentscheid: Ziel erreicht?

Die Ökonomen und der Geldmarkt waren sich bereits vorab einig: Es geht erneut um 25 Basispunkte abwärts. Diese Prognose bestätigte sich am 5. Juni 2025, an welchem die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins (d. h. den Zinssatz der Einlagefazilität) um exakt diesen Wert auf jetzt 2,00 Prozent drückte. Im Gleichschritt ging es ebenfalls beim Hauptrefinanzierungssatz (2,15 Prozent) und dem Spitzenrefinanzierungsfazilität (2,40 Prozent) um 0,25 Prozentpunkte nach unten. Damit handelt es sich um die achte Zinssenkung in Folge. Viele Experten fragen sich inzwischen, ob der Bodensatz damit erreicht ist. Zumindest für eine längere Pause spricht vieles. Die aktuellen Zinssenkungen greifen ab dem 11. Juni 2025.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB senkt den Leitzins zum 8. Mal in Folge
  • Inflationserwartungen sinken gegenüber der März-Prognose
  • Vorletzte Ratssitzung vor der Sommerpause.

Inflationsziel in Sicht

Ginge es allein um das Ziel, die Inflationsrate in Gefilde nahe bzw. unterhalb der 2,00-Prozent-Grenze anzusiedeln, müsste die EZB definitiv bald einen Schlussstrich ziehen. Laut dem Statistikamt Eurostat lag der Anstieg der Verbraucherpreise in der EU im Mai 2025 bei 1,90 Prozent und die Kerninflation fand sich bei 2,30 Prozent wieder (Tendenz sinkend). Dies waren die niedrigsten Werte seit dem Herbstbeginn 2024. Insgesamt landete die Inflation damit schneller im Zielkorridor als mancher Ökonom erwartete.

Die Zentralbank schätzt, dass die durchschnittliche Gesamtinflation 2025 rund 2,0 Prozent betragen wird, 2026 bei 1,6 Prozent liegt und 2027 wieder 2,0 Prozent erreicht. Dies sind niedrigere Werte als im März prognostiziert. Zurückzuführen seien diese Abwärtsrevisionen auf sinkende Energiepreise sowie einen stärkeren Euro. Die Kerninflationsprognosen liegen bei 2,4 Prozent für 2025, 1,90 Prozent für 2026 und 2027.

Ebenfalls angepasst wurden die Annahmen der Entwicklung des realen BIP. „Unsere Fachleute erwarten ein Wachstum des realen BIP von durchschnittlich 0,9 Prozent für 2025, 1,1 Prozent für 2026 und 1,3 Prozent für 2027“, so das Statement der EZB. Die Wachstumsprojektion für 2025 bleibt somit unverändert.

„Während die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Handelspolitik die Unternehmensinvestitionen und die Exporte vor allem auf kurze Sicht belasten dürfte, werden steigende öffentliche Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur das Wachstum auf mittlere Sicht zunehmend stützen“, erklärt das Papier weiter. Durch höhere Realeinkommen und einen robusten Arbeitsmarkt könnten private Haushalte zudem mehr Geld ausgeben. „Zusammen mit günstigeren Finanzierungsbedingungen sollte dies die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber globalen Schocks erhöhen.“

Nichts neues gab es bezüglich der APP- und die PEPP-Bestände – jene verringern sich in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo.

Weitere Zinssenkungen hängen an den kommenden Daten

Es bestehen weiterhin Risiken, die eine langfristige Prognose der EZB erschweren, darunter globale Krisenherde, Zolldifferenzen mit den USA, die Möglichkeit eines Handelskriegs – kurzum: Es gibt diverse Unwägbarkeiten. Zwar erklären zahlreiche Finanzexperten, dass weitere Zinssenkungen vorerst nicht nötig wären, für den Herbst sei ein weiterer Schritt aber durchaus denkbar. Sollten sich das Wachstum in der Eurozone eintrüben, bliebe die Zentralbank handlungsfähig.

Der letzte EZB-Ratstermin vor der Sommerpause (inklusive Zinsentscheidung) findet am 24. Juli 2025 statt.

Weiterführende Links und Quellen

Geldpolitische Beschlüsse vom 5. Juni 2025

Handelsblatt: Teuerung in Euro-Zone fällt unter EZB-Ziel

Tagesgeldrechner: