Greensill-Insolvenz: Privatanleger zum Großteil entschädigt, Kommunen bangen weiter

Ein Großteil der Privatanleger, die von der Greensill-Insolvenz betroffen sind, ist inzwischen entschädigt worden. Weniger gut sieht es für Kommunen und Bundesländer aus. Ein jahrelanges Insolvenz-Verfahren steht ins Haus.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • 2,7 Milliarden Euro wurden vom Bundesverband deutscher Banken und der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH an geschädigte Privatanleger im Fall Greensill ausgezahlt
  • Kommunen und Bundesländer bangen weiterhin um mehr als 340 Millionen Euro
  • Das Insolvenzverfahren könnte bis zu zehn Jahre dauern

2,7 Milliarden Euro ausgezahlt

Für Privatanleger sind es gute Neuigkeiten: 20.500 von ihnen haben ihre Entschädigung im Rahmen der Greensill-Insolvenz bereits erhalten. Insgesamt 2,7 Milliarden Euro wurden vom Bundesverband deutscher Banken und der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) ausgezahlt. Bei Kunden, die noch kein Geld erhalten haben, liegt es daran, dass keine aktuelle Bankverbindung vorliegt.

„Die Einlagensicherung funktioniert und macht das, was sie soll: Sie schützt die Sparerinnen und Sparer. Das ist eine wichtige Botschaft für jeden Bankkunden in Deutschland“, verkündete darum der Bankenverband [1].

Kommunen bangen um mehr als 340 Millionen Euro

Ein weniger gutes Ende könnte der Vorfall für Kommunen und Bundesländer nehmen. Seit Oktober 2017 gilt die freiwillige Einlagensicherung für sie nicht mehr. Nach unseren Recherchen könnten sie demnach rund 340 Millionen Euro verlieren.

Land / Kommune Bundesland Anlagesumme Schaden pro Kopf
Land Thüringen Thüringen 50.000.000 EUR 22,00 EUR
Monheim Nordrhein-Westfalen 38.000.000 EUR 882,00 EUR
Eschborn Hessen 35.000.000 EUR 1.688,00 EUR
Wiesbaden Hessen 20.000.000 EUR 72,00 EUR
Schwalbach (Main-Taunus) Hessen 19.000.000 EUR 1.297,00 EUR
Amt Mitteldithmarschen Schleswig-Holstein 17.000.000 EUR 666,00 EUR
Weissach Baden-Württemberg 16.000.000 EUR 2.119,00 EUR
Kölner Bühnen Nordrhein-Westfalen 15.000.000 EUR 14,00 EUR
Osnabrück Niedersachsen 14.000.000 EUR 85,00 EUR
Nordenham Niedersachsen 13.500.000 EUR 495,00 EUR
Bötzingen Baden-Württemberg 13.200.000 EUR 2.511,00 EUR
Gießen Hessen 10.000.000 EUR 120,00 EUR
Garbsen Niedersachsen 8.500.000 EUR 135,00 EUR
Diez Rheinland-Pfalz 7.000.000 EUR 648,00 EUR
Emmerich Nordrhein-Westfalen 6.000.000 EUR 203,00 EUR
Vaterstetten Bayern 5.500.000 EUR 253,00 EUR
Neckarsulm Baden-Württemberg 5.000.000 EUR 186,00 EUR
Pöcking Bayern 5.000.000 EUR 884,00 EUR
Erzgebirgskreis Sachsen 5.000.000 EUR 15,00 EUR
Altenkirchen (Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB)) Rheinland-Pfalz 3.600.000 EUR 596,00 EUR
Sachsenheim Baden-Württemberg 3.000.000 EUR 172,00 EUR
Hüffingen Baden-Württemberg 3.000.000 EUR 387,00 EUR
Wahlstedt Schleswig-Holstein 3.000.000 EUR 320,00 EUR
Mengen Baden-Württemberg 3.000.000 EUR 298,00 EUR
Heidenheim Baden-Württemberg 3.000.000 EUR 61,00 EUR
Friedrichshafen Baden-Württemberg 3.000.000 EUR 50,00 EUR
Marsberg Nordrhein-Westfalen 2.500.000 EUR 125,00 EUR
Coswig Sachsen 2.500.000 EUR 120,00 EUR
Pirmasens-Land Rheinland-Pfalz 2.000.000 EUR 166,00 EUR
Eichsfeldkreis Thüringen 2.000.000 EUR 20,00 EUR
Bad Dürrheim Baden-Württemberg 2.000.000 EUR 155,00 EUR
Puchheim Bayern 2.000.000 EUR 103,00 EUR
Hanau Hessen 2.000.000 EUR 20,00 EUR
Denkendorf Bayern 1.000.000 EUR 195,00 EUR
Schauenburg Hessen 1.000.000 EUR 98,00 EUR
Verbandsgemeinde Baumholder Rheinland-Pfalz 750.000 EUR 79,00 EUR
Brotterode-Trusetal Thüringen 500.000 EUR 82,00 EUR
Landshut Bayern 400.000 EUR 6,00 EUR
Lappersdorf Bayern 100.000 EUR 8,00 EUR
Gesamtsumme   343.050.000 EUR  
Quellen: eigene Recherchen

Ob und wie viel Geld die Kommunen zurückerhalten, wird sich im Rahmen des Insolvenzverfahrens herausstellen. Der Insolvenzverwalter Michael Frege und sein Team haben inzwischen in Bremen Büros gemietet. Frege zufolge könnte das Verfahren aufgrund der internationalen Komplexität fünf bis zehn Jahre lang dauern.[2]

Weiterführende Links

[1]Bankenverband – Pressemeldung

[2]Weser Kurier – Greensill Bank