Banges Warten auf die Entscheidung der EZB

In zwei Tagen ist es soweit, die obersten Entscheider der Europäischen Zentralbank treten zu ihrer Ratssitzung zusammen – unter anderem wird dabei über den Kauf von Staatsanleihen von den hoch verschuldeten Euroländern entschieden werden. Ebenfalls auf dem Programmpunkt wird dabei der Leitzins stehen. Der wichtige Zinssatz ist bereits im Keller und tut Sparern vor allem in Deutschland weh, er könnte jedoch noch weiter fallen. Der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ist nach wie vor umstritten. Zahlreiche Kritiker werfen dem Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, vor, dass er damit eine der europäischen Notenbank eigentlich verbotene Staatsfinanzierung vornehme. Einer der größten Kritiker ist dabei der Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der mit seinen Worten jedoch immer wieder auf taube Ohren stößt. Kurz vor der letzten EZB-Ratssitzung hatte Draghi vollmundig erklärt, den Euro und die Euro-Zone um jeden Preis retten zu wollen. Wirkliche Ergebnisse kamen dann jedoch nicht dabei raus, und so wurden die wichtigen Entscheidungen auf die September-Ratssitzung „vertagt“. Unter anderem wird es darum gehen, in welchem Umfang die Europäische Zentralbank Staatsanleihen der Schuldenstaaten aufkaufen wird – oder ob Draghi und Co. vielleicht doch noch die Einsicht bekommen, dass ihr Handeln nach und nach zu einer Verschärfung der Inflation führen könnte. Nicht minder wichtig ist der Leitzins, der von 0,75 Prozent auf 0,50 Prozent fallen könnte (die Zinsentwicklung der letzten Jahre können Sie unserer Statistik zum EZB-Leitzins entnehmen). Bereits seit Monaten ächzen die Sparer unter den immer weiter sinkenden Zinsen für ihre Ersparnisse. Inzwischen gibt es nicht nur bei den herkömmlichen Sparbüchern, die an sich meist schlechter verzinst sind, niedrige Zinsen, sondern auch Anlagearten wie Festgeld, Tagesgeld und Sparbriefe sind vom Niedrigzinsniveau betroffen. Sollte der Leitzins noch weiter sinken, würden die Zinsen für Tagesgeld einen weiteren Ruck nach unten nehmen und früher oder später ganz im Keller landen. Schon jetzt zeigt ein aktueller Vergleich deutlich niedrigere Zinsen als noch vor wenigen Monaten.

Tagesgeldrechner:

Angesichts einer Inflationsrate von inzwischen 2,0 Prozent (unsere entsprechenden Statistiken dazu finden Sie hier) wäre dies umso dramatischer, da eine tatsächliche Verzinsung der Spareinlagen dann kaum mehr stattfindet, und aufgrund der niedrigen Nominalzinsen nur noch eine negative Realverzinsung stattfindet. Sparer dürften damit in den kommenden Monaten, wenn nicht gar in den kommenden ein, zwei Jahren keine Freude an den Zinsen für ihr Erspartes haben. Denn: der Leitzins wird vorerst nicht mehr steigen, sondern sich entweder auf dem aktuellen Niveau halten oder gar noch weiter nach unten gehen. Kreditnehmer, die sich bislang niedrige Kreditzinsen dank eines niedrigen Leitzinssatzes gefreut hatten, dürften sich dabei wohl noch eine Zeitlang freuen, weiter runter dürfte es jedoch mit den Zinsen für Ratenkredite kaum mehr gehen. Anders könnte es bei den Dispozinsen sein. Diese stehen derzeit sehr im Fokus der Kritik von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, ein Treffen mit Verbraucherzentralen und Banken ist deshalb auch für den Herbst 2012 anberaumt. Der Euro zeigt sich hingegen derzeit sehr sonnig. Nach einem Wertanstieg liegt er nun deutlich über 1,26 US Dollar, die Händler und Anleger erwarten klare Worte und vor allem auch klare Handlungen von der Europäischen Zentralbank. Bildmaterial: © VRD – Fotolia.com

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