Der US-Ökonom und Wirtschaftsprofessor an der Universität Yale Robert Shiller hat sich jetzt in die Diskussion um die Lösung der Staatsschuldenkrise in Europa ausgesprochen. Sein Weg deutet klar in Richtung Konjunkturprogramme und Aufkäufe von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank. Um die Märkte zu beruhigen und vor allem aus dem Schuldenproblem herauswachsen zu können, seien ein verstärktes Engagement der EZB sowie politische Konjunkturspritzen absolut notwendig. Damit nimmt Shiller, der auch als Verhaltensökonom renommiert ist, die Position zahlreiche südlichen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ein, die von einem derartigen Vorgehen profitieren würden. Die EZB kaufte in der Vergangenheit bereits massiv Staatsanleihen von Griechenland aber auch Italien auf um die Refinanzierungskosten für diese Länder gering zu halten.
Die Finanzierung öffentlicher Haushalte durch die EZB ist allerdings vertraglich verboten. Um sich dem Vorwurf zu entziehen, kauft die EZB nur am Sekundärmarkt Staatspapiere und nicht direkt von den Emittenten. Ob diese Vorgehensweise deshalb dennoch richtig ist, bleibt auch weiterhin heftig umstritten. Starker Widerspruch zu Shillers Äußerungen, die er in einem Interview in der heutigen Ausgabe des Handelsblattes vornimmt, bekommt er von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark. Dieser wird nicht zuletzt aufgrund dieser Praktiken sein Amt des Chefökonomen vorzeitig niederlegen. ER hält diese Art der Politik nicht länger für vertretbar.
Insbesondere Inflationsängste sind der springende Punkt. Wenn die EZB Staatsanleihen aufkauft, wirft sie dafür die Gelddruckmaschine an und erweitert die Geldmenge. Bei einer Geldmengenausweitung ist Inflation oft die konsequente Folge. Wenngleich Shiller nicht einmal annähernd Inflation prognostizieren kann, beruft sich Stark auf die Geschichte und verweist darauf, dass derartige Praktiken immer zu Preisinstabilität und Instabilitäten ganzer Volkswirtschaften und Gesellschaften geführt habe.
Die Äußerungen des Ökonoms Robert Shiller sind deshalb so interessant, da er bereits in einem seiner Bücher vor der Internetblase und dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 gewarnt hatte. Mit diesen Prognosen hatte Shiller bisher immer richtig gelegen. Inwieweit dies nun auch für seine Äußerungen über die Schuldenkrise gilt, bleibt abzuwarten.