Der Kauf von Staatsanleihen durch die EZB und die Auswirkungen auf Zinsen und Sparer

Seit dem 22. Januar 2015 steht fest, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ein umfassendes Programm zum Ankauf von Staatsanleihen in die Wege geleitet hat. Für monatlich 60 Milliarden Euro wird die EZB Staatsanleihen und Wertpapiere ankaufen – bis September 2016. Die Finanzexperten aus unserer Redaktion haben aus aktuellem Anlass aufgeschlüsselt, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf Sparer, Anleger, den Aktienmarkt, den Währungshandel Euro/US-Dollar und die Bauzinsen haben wird.

Auswirkungen auf Sparzinsen

Bei den Sparzinsen – sowohl für täglich fällige Einlagen als auch für Termineinlagen – sehen wir weiterhin sinkende Zinsen. Allerdings dürfte das Tempo der Zinssenkungen abnehmen, da der Wettbewerb der Banken untereinander um Neukunden für eine rege Aktivität bei den Neukundenzinsen sorgt. Bestandskunden haben allerdings oftmals das Nachsehen. Daher empfehlen wir: Regelmäßig Angebote vergleichen und zu Banken mit höheren Zinsen wechseln. Denn wer aktiv blieb, der konnte auch 2014 jeden Monat eine positive Realrendite erzielen. Das zeigt auch der Tagesgeld-Test 2015 unseres Schwesterportals Tagesgeldvergleich.net sehr deutlich: http://www.tagesgeldvergleich.net/veroeffentlichungen/tagesgeld-testsieger-2010-bis-2015.html Interessant ist, dass die Sparzinsen immer weniger auf die letzten Leitzinssenkungen reagiert haben, wie die Statistiken auf http://www.tagesgeldvergleich.net/veroeffentlichungen/prognosen-zur-zinsentwicklung-2015.html zeigen. So gaben die Sparzinsen drei Monate nach der vorletzten Leitzinssenkung im Juni 2014 noch um 12,70 Prozent nach. Die letzte Leitzinssenkung im September 2014 hatte drei Monate später nur um 1,82 Prozent niedrigere Sparzinsen zur Folge. Das bestätigt uns in der Annahme, dass sich bei den Sparzinsen im Bereich um 0,50 Prozent eine Talsohle ausbreitet.

Unsere Empfehlung bei Tagesgeld

Sparer sollten beim Tagesgeld derzeit Angebote mit möglichst langer Zinsbindung oder hohem Neukundenzins wählen. Entsprechende Empfehlungen unserer Redaktion wären das Consorsbank Tagesgeld mit 1,20 Prozent Zinsen und zwölf Monaten Zinsgarantie oder das Tagesgeld der Sberbank Direkt mit 1,30 Prozent Zinsen für Neu- und Bestandskunden – allerdings ohne Zinsgarantie. Beide Angebote stehen auch im der Empfehlungsliste unseres aktuellen Tagesgeldvergleichs. In Abhängigkeit von der Anlagedauer lassen sich mit Tagesgeld derzeit folgende Renditen erzielen:
  1. 3 Monate: max. 1,30 % p.a., Mittel: 0,50 % p.a. aus 89 Banken, Spanne: 0,01 bis 1,30 % p.a.
  2. 6 Monate: max. 1,30 % p.a., Mittel: 0,48 % p.a. aus 89 Banken, Spanne: 0,01 bis 1,30 % p.a.
  3. 12 Monate: max. 1,30 % p.a., Mittel: 0,47 % p.a. aus 89 Banken, Spanne: 0,01 bis 1,30 % p.a.
(Quelle: https://tagesgeld.info/tagesgeld/tagesgeld-vergleich/)

Unsere Empfehlung bei Festgeld

Die höchsten Festgeldzinsen bieten derzeit ausnahmslos ausländische Banken und der Spitzenzins unseres aktuellen Vergleichs in Höhe von 3,70 Prozent pro Jahr gilt bei einer Laufzeit von 5 Jahren. Die Niedrigzinsphase wird unserer Meinung nach bis mindestens 2016 oder sogar 2017 anhalten. Darauf basierend empfehlen wir Sparern bei Festgeld derzeit Laufzeiten von maximal fünf Jahren, besser noch drei Jahren zu wählen. So können sie bei steigenden Zinsen direkt von besseren Angeboten profitieren und sitzen nicht zu lange im derzeitigen Zinsniveau fest. Folgende Zinsen lassen sich derzeit mit Festgeld erzielen:
  • 1 Jahr Laufzeit: max. 2,50 % p.a., Mittel: 0,89 % p.a. aus 45 Banken, Spanne: 0,01 bis 2,50 % p.a.
  • 2 Jahre Laufzeit: max. 1,80 % p.a., Mittel: 0,96 % p.a. aus 38 Banken, Spanne: 0,05 bis 1,80 % p.a.
  • 3 Jahre Laufzeit: max. 3,30 % p.a., Mittel: 1,21 % p.a. aus 39 Banken, Spanne: 0,05 bis 3,30 % p.a.
  • 5 Jahre Laufzeit: max. 3,70 % p.a., Mittel: 1,43 % p.a. aus 29 Banken, Spanne: 0,10 bis 3,70 % p.a.
(Quelle: https://tagesgeld.info/festgeld/festgeld-vergleich/)

Auswirkungen auf Anleihezinsen

Der Aufkauf langlaufender Anleihen drückt langfristige Zinsen und flacht die Zinsstrukturkurve ab. Die Gewinnmarge der Banken als Differenz aus lang- und kurzfristigen Zinsen sinkt durch Quantitative Easing und damit auch die Motivation der Banken, Kredite zu vergeben. Siehe dazu auch unsere Ausführungen auf http://www.investmentsparen.net/blog/politik/4232-ankauf-von-staatsanleihen-durch-ezb-nur-heisse-luft/ – Bereich „Die Folgen des Quantitative Easing“. Für Anleihesparer bedeutet das QE-Programm der EZB weiter steigende Notierungen von Anleihen sowie sinkende Zinsen. Somit sind zwar Kursgewinne möglich. Diese aber nur, wenn die Anleihen nicht bis zum Laufzeitende gehalten werden. Unter Zinsaspekten ist ein Investment in Bundesanleihen – egal welcher Laufzeit – derzeit maximal aus Sicherheitsgründen nachvollziehbar, nicht aber unter Renditeaspekten. Unsere Meinung: Kauft die EZB im Rahmen ihres QE-Programmes massiv Staatsanleihen auf, schickt sie deren Renditen noch weiter in den Keller. In erster Linie würde das Programm also den Staaten der Euro-Zone zu Gute kommen, die sich a) günstig neu verschulden und b) zu Niedrigzinsen umschulden können. Den Zusammenhang zwischen Anleihekursen und Marktzinsen erläutert der Ratgeber auf unserem Fachportal Investmentsparen.net. Unsere Empfehlung: Sparer sollten lieber auf Festgeld denn auf Bundesanleihen setzen. Auf unserem Schwesterportal hat unsere Redaktion einen Vergleich des Renditevorsprungs aktueller Festgeldangebote gegenüber Bundesanleihen mit entsprechender Restlaufzeit von 1 bis 10 Jahren durchgeführt, den interessierte Leser unter http://www.tagesgeldvergleich.net/ratgeber/festgeld-anleihe.html aufrufen können. Der Renditevorsprung der Festgeldangebote betrug bis zu 2,20 Prozentpunkte. Wer unbedingt Anleihen im Portfolio halten will, sollte keine Einzelpapiere kaufen, sondern auf Anleihefonds oder ETFs mit internationaler Streuung zurückgreifen. Dadurch werden Länder-, Zins- und Klumpenrisiken vermieden. Michael Beutel, Börsenexperte unseres Portals www.brokervergleich.de sagt zur Frage ob aktiv gemanagter Fonds oder passiver Indexfonds: „Ich empfehle aufgrund ihrer Kostenstruktur eindeutig ETFs. Sie können damit zwar niemals den zugrunde liegenden Index übertreffen, allerdings schaffen das langfristig auch nur die wenigsten Fondsmanager. Dafür gibt es keinen Ausgabeaufschlag und bei den jährlichen Gesamtkosten sind ETFs mit 0,07 bis 0,40 Prozent deutlich günstiger als aktive Fonds, deren jährliche Gesamtkosten oft  2,00 Prozent und mehr betragen.“ Auf http://www.brokervergleich.de/etf/etf-sparplan/ haben wir das Angebot an ETF-Sparplänen führender Direktbroker verglichen. Bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro liegen die Ordergebühren für ETFs zwischen 0,75 und 6,49 Euro. Es lohnt sich also auch hier, zu vergleichen und sich für einen Onlinebroker mit niedrigeren Ordergebühren zu entscheiden.

Auswirkungen auf die Aktienmärkte

Kurzfristige Auswirkungen auf den Aktienmarkt sind nicht vorhersehbar. Je nach Erwartungshaltung der Marktteilnehmer muss mit deutlichen Kursschwankungen gerechnet werden. Langfristig führt das QE-Programm mit der einhergehenden zusätzlichen Liquidität zu einem Anstieg der Vermögenspreise. Das sollte vor allem den Aktienmärkten weiteren Auftrieb geben, denn die Banken müssen die zusätzliche Liquidität irgendwo investieren. Mangels Anlagealternativen wird das Geld der Banken vor allem in die Aktienmärkte fließen. Auch Anleger sind demnach gut beraten, langfristig einen Teil des Vermögens in Aktien oder andere Wertpapiere zu stecken. „Für Einsteiger empfiehlt es sich, mittels ETFs auf bekannte Indizes zu setzen. Das erleichtert die schwierige Auswahl einzelner Aktien, außerdem ist der Kauf deutlich günstiger als bei einem klassischen Fonds“ erklärt Michael Beutel, Anlageexperte unseres Fachportals Brokervergleich.de.

Auswirkungen auf den Euro – USD-Konten als interessante Anlageform

Eine interessante Anlage sind seit Monaten Fremdwährungskonten in US-Dollar, da – historisch einmalig – die Zinsschere zwischen den USA und der Euro-Zone – immer weiter aufgeht. Während die USA ihre QE-Programme bereits abgeschlossen hat, steht die EZB noch ganz am Anfang. Die langfristigen Zinsen in den USA liegen bereits heute einige Prozentpunkte über denen der Euro-Zone. Das sorgt dafür, dass Kapital in den US-Raum fließt. Ergo: Höhere Nachfrage nach US-Dollar und sinkende Nachfrage nach Euro. Aus diesen Gründen können wir uns gut vorstellen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter nachgibt und an oder sogar unter die Parität rutscht. Einige Banken sowie zahlreiche Broker bieten interessierten Anlegern Fremdwährungskonten bzw. Tages- und Festgelder in US-Dollar, bei denen nicht nur Zinserträge sondern auch Wechselkursgewinne möglich sind. Unsere Empfehlung: Mit einem Währungskonto in US-Dollar können Anleger, denen das Wechselkursrisiko bewusst ist, von der aktuellen und weiterhin zu erwartenden Euro-Schwäche profitieren. Entsprechende Angebote sowie eine Beispielrechnung für unterschiedliche Wechselkursszenarien hat unsere Redaktion unter http://www.tagesgeldvergleich.net/tagesgeldvergleich/fremdwaehrungskonto.html online gestellt.

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