Eigentlich sehen Viele die absolute Mehrheit, die Mariano Rajoy als Spitzenkandidat der konservativen Partei in Spanien gestern bei den Parlamentswahlen hinter sich versammeln konnte, also große Chance für das Land. Rajoy versprühte im Wahlkampf Zuversicht und schaffte es mit seinen Konzepten immerhin die Mehrheit der Spanier hinter sich zu bringen. Die nüchterne Betrachtung auf die Lage der Nation bringt allerdings eher Verzweiflung hervor. Auch nach dem Regierungswechsel steht das Land vor den gleichen Problemen, für das immer noch keine handfesten Lösungsansetze auf dem Tisch liegen.
Da ist zum einen der Bankensektor Spaniens, die auch heute immer noch mit den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 zu kämpfen haben. Diese Krise ist in den USA aus einer Immobilienblase heraus entstanden. Doch die Spanier haben die Blase auch in ihrem eigenen Land gehabt. Vor einigen Jahren herrschte ein wahrer Immobilienboom. Unzählige Objekte wurden gebaut, die Löhne in der Bauindustrie waren überdurchschnittlich. Letzteres zog viele junge Menschen an und reizte zudem an, die Schule für einen Job in der Bauindustrie aufzugeben. Das Dilemma der spanischen Immobilienblase ist heute auf dem Arbeitsmarkt zu sehen: Die Arbeitslosigkeit liegt bei 22 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit verdeutlicht das Ausmaß: 45 Prozent der Jugendlichen in Spanien haben derzeit keinen Job.
Dies ist nur eine Momentaufnahme. Die Aussichten zur konjunkturellen Lage in Spanien sind ebenfalls pessimistisch. So glauben viele Anleger nicht, dass Spanien aus eigener Kraft die Staatsschulden abbauen werden kann. Beim ersten Blick auf den Schuldenstand, sieht dieser mit 67 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gar nicht einmal so schlecht aus. Zum Vergleich: Deutschlands Schuldenstand liegt derzeit bei ca. 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Doch das Problem sind die Zinslasten, insbesondere bei der kurzfristigen Refinanzierung. Die Renditen auf eine zehnjährige Staatsanleihe Spaniens sind vergleichbar mit den griechischen Renditen auf ihre Staatspapiere kurz vor dem Zutritt zum Rettungsschirm. Spaniens Politiker sind jedoch überzeugt, dass sich das Problem in den Griff bekommen lässt. Die neue spanische Regierung versprach Reformen, vor allem des Arbeitsmarktes, aber auch des Bankensektors.