EZB lockert weiter: Leitzins fällt deutlich

Die Experten behielten recht und die Europäische Zentralbank (EZB) folgt ihrem Fahrplan – entsprechend sinkt der Leitzins nach der aktuellen Ratssitzung vom 12. September 2024 um weitere 60 Basispunkte auf 3,65 Prozent. Ebenfalls abwärts geht es mit dem Einlagenzins, der auf 3,50 Prozent fällt. Der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität wird hingegen auf 3,90 Prozent angepasst. Die Änderungen treten am 18. September 2024 in Kraft. Viele Analysten gehen davon aus, dass weitere Senkungen nun vierteljährlich folgen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB senkt Hauptrefinanzierungssatz um 60 Basispunkte
  • Weitere Zinssenkungen bis Jahresende sind wahrscheinlich
  • Prognosen für 2025 fallen unterschiedlich aus

Inflation auf Kurs

Da es diesmal wenige abweichende Meinungen gab, war der jüngste Schritt der EZB absehbar: Der Einlagenzins wird um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Viele Analysten hatten sich bereits vorab auf diese Entscheidung eingeschossen. Mit Blick auf die letzten Inflationszahlen der Eurozone nachvollziehbar: Für August 2024 vermeldete das Statistikamt Eurostat einen durchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,20 Prozent – ein Tiefststand seit Sommer 2021. Noch im Juli lag der Wert bei 2,60 Prozent. Der Trend stimmt also, wenngleich einige Volkswirte zur Vorsicht mahnen.

Die jüngsten Inflationsdaten fielen laut EZB wie erwartet aus und die neuesten Projektionen bestätigen den Trend. Insofern gehen die Experten von einer Gesamtinflation von durchschnittlich 2,50 Prozent für 2024, 2,20 Prozent für 2025 und 1,90 Prozent für 2026 aus.

Es wird indes erwartet, dass die Inflation im letzten Teil des laufenden Jahres wieder ansteigen und sich dann in der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder einpegeln.

Die Prognose der Kerninflation: 2,90 Prozent in diesem Jahr, 2,30 Prozent im Jahr 2025 und 2,00 für das Jahr 2026. Die Binneninflation sei weiterhin hoch, da die Löhne in einem erhöhten Tempo ansteigen.

Bei den Programmen zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) und dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) gibt es keine Änderungen. Das Eurosystem legt die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere bei Fälligkeit nicht vollumfänglich wieder an. Das PEPP-Portfolio reduziert sich im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro.

Leitzins – Wie geht es weiter?

„Der abklingende Inflationsdruck gibt der EZB Spielraum, ihren Leitzins weiter nach unten zu schleusen. Aber sie darf nicht zu forsch vorgehen, denn der Kampf gegen die hohe Teuerung ist noch nicht gewonnen“, erklärte u. a. das Research Team der LBBW bereits vor der September-Ratssitzung.

Ähnliches gaben Volkwirte in einer Umfrage von Bloomberg aus dem August 2024 zu bedenken. Demnach war sich eine Mehrheit einig, dass die Leitzinsen bis auf Weiteres vierteljährlich sinken. Der Einlagenzins landet, laut dieser Vorhersage, erst im September 2025 bei 2,50 Prozent und im Dezember 2025 bestenfalls bei 2,25 Prozent. Danach könnte allerdings Schluss mit dem Lockerungszyklus sein.

Alternative Prognosen anderer Analysten zeigen, dass für Ende 2024 von einem Leitzins in Höhe von 3,25 Prozent ausgegangen wird – vorausgesetzt, die Inflations- und Konjunkturdaten bleiben stabil. Manche Experten halten anschließend 3,00 Prozent für einen Bereich, der länger gehalten wird.

Ob und wie ab 2025 weiter gesenkt werden kann, hänge generell an der schwierigen Gemengelage in Europa. Das schwächelnde Wirtschaftswachstum und der hartnäckige Preisdruck (u. a. durch den preislichen Anstieg bei Dienstleistungen) bleibe schwierig. Speziell Deutschland steht hier im Fokus, da die Konjunktur stottert und die Konsumlaune nicht gerade auf einen Höhepunkt hinausläuft.

Noch zwei Ratsitzungen im Jahr 2024

Klare Signale für die nächsten Zinsschritte werden aus Frankfurt am Main auch künftig kaum erwartet. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde betont weiterhin, die Entscheidungen datenbasiert zu treffen.

Die nächste Ratssitzung der Europäischen Zentralbank ist auf den 17. Oktober terminiert. Im Dezember trifft sich der Rat dann das letzte Mal im Jahr 2024.

Weiterführende Links und Quellen

EZB-Zinsentscheid 2024: aktueller Leitzins und Prognosen

EZB-Lockerung dürfte laut Ökonomen schon 2025 enden

Tagesgeldrechner: